denn sie erhielt geradewegs eine opernge schichtliche Dimension: Sie stellt einen alles überragenden Gipfel in der zwar üppigen, aber doch eher sterilen Produktion einiger Wagner- Epigonen dar. So hat Humperdinck es beispiels weise verstanden, das Stimmungshafte in seiner Musik höchst einfallsreich auszudrücken. Bis da hin hatte es kein Komponist nach Weber ver mocht, die Poesie des deutschen Waldes so ein drucksvoll zu gestalten und ihn zudem noch als einen wahren Gottestempel zu charakterisieren. Und doch spürt man gerade hier einen echten Nachklang von Wagners Naturmythos und könnte auch an das „Waldweben“ aus „Sieg fried“ erinnert werden. Hinsichtlich der volks tümlichen Melodik ist Humperdinck durchaus mit den großen Romantikern zu vergleichen. Offensichtlich hatte er ein so feines Gespür für diese Volksliedintonation, daß man die meisten Themen durchaus für originale Volksweisen hal ten könnte. In Wirklichkeit aber hat er nur drei echte Volkslieder in dieser Oper verwertet („Suse, liebe Suse“, „Ein Männlein steht im Walde“ und „Der Besen, der Besen, was macht man damit“), alle anderen selbst erdacht. Die zahlreichen „Kinderlieder“ erscheinen in der durchkompo nierten Oper als selbständige Nummern. Und schließlich gelang ihm etwas, das so gar nicht selbstverständlich war und woran sich manche anderen Komponisten seiner Zeit die Zähne ausgebissen haben, als sie versuchten, sich an den kompositorischen Errungenschaften Richard Wagners vorbeizustehlen. Humperdinck, in seinem Herzen immer noch Wagner-Jünger, vermochte höchst geschickt, seine schlichten und eingängigen Motive ganz im Sinne seines Meisters so kunstvoll zu verarbeiten, daß daraus eine eigene Qualität entstand. In durchaus selbständiger Weise übernahm er von Wagner das große Orchester und nutzte den spätroman tischen Goldglanz dieses Apparates. An Stelle der Wagnerschen Leitmotive erscheint in der