Mozarts „Zauberflöte“, an Webers „Freischütz“ oder an Peter Cornelius' „Der Barbier von Bagdad“. Aber diese Werke waren nicht für ein Kinderpublikum geschaffen. Und auch Hum perdinck hatte keine Vorstellung davon, was es heißt, ein Stück eigens für junge Menschen zu verfassen. Deshalb hat er von selbst auch nie mals daran gedacht, so etwas zu schreiben. Und so verdankte er alles einem Zufall. Seine jüngere Schwester, Adelheid (1858 bis 1915), wollte ihren Mann, den Arzt und Schriftsteller Dr. Hermann Wette, zum Geburts tag mit einem von ihren Kindern aufgeführten „Kinderstuben-Weihfestspiel“ überraschen. (Mit diesem Titel sollten übrigens ganz bewußt Richard Wagner und dessen „Bühnenweih festspiel“ Parsifal parodiert werden.) Sie galt im Familienkreis als schriftstellerisch begabt und hatte bereits mehrfach kleine Märchenspiele ge schrieben. Nun nahm sie sich das bekannte Grimmsche Hausmärchen von „Hänsel und Gretel“ vor und versuchte, einen eigenen Text zu machen, ein Libretto, wie es in der Fachsprache heißt. Und als Besonderheit berei cherte sie alles durch einige Liedtexte. Damit ging sie im Mai 1890 zu ihrem Bruder. Der sollte ihr diese Lieder vertonen. Das tat er auch und hatte viel Spaß an der Sache. Und so kom ponierte er z.B. das hübsche Tanzduett „Brüderchen, komm, tanz mit mir“. Dies sollte später die wohl populärste Nummer in der gan zen Oper werden. Aber schon im eigenen Fami lienkreis wurde das ganze „Liederspiel“ - denn mehr war es anfangs noch nicht - enthusia stisch aufgenommen und machte Lust darauf, weiterzumachen. Und Adelheid Wette nahm sich der Geschichte erneut an. Jetzt wurde al les viel ernsthafter betrieben: dramaturgische Überlegungen wurden einbezogen, neue Mög lichkeiten erwogen, nach Wirkung gesucht und etliche Motive des alten Märchens umgedeutet. Anderes wurde weggelassen und die Handlung 14