Spätromantischer Glanz des großen Orchesterapparates - und anstelle eines Leitmotivs: Engelbert Humperdinck das Kinderlied D ie Feststellung mag gewagt erscheinen, und doch ist es nicht übertrieben zu be haupten, jedes Kind würde Engelbert Humper dinck kennen. Und sollte man vielleicht bei der Nennung dieses Namens noch stutzen, nicken alle wissend, wenn hinzugefügt wird, daß es sich um den Komponisten von „Hänsel und Gretel“ handelt. Aber sollte man gar fragen, was dieser Komponist denn noch so alles geschrie ben hat, werden vermutlich die meisten Men schen um eine Antwort verlegen sein. Tat sächlich hat er recht viel komponiert, denn er war zu seiner Zeit nicht nur als versierter Komponist bekannt, sondern auch als ein höchst anerkannter Kompositionslehrer, der so gar zum Vorsteher einer Meisterklasse für Kom position nach Berlin gerufen und als Nach folger von Max Bruch zum Abteilungsleiter der Berliner Musikhochschule ernannt wurde. Ja, Humperdincks Namen hatte einen guten Klang, und er hat viele musikalische Werke hinterlas sen, Opern und Schauspielmusiken, Chorwerke, Lieder und Gesänge, Orchesterwerke und Kammermusik. Und doch kennen wir nur „Hänsel und Gretel“ von ihm und viele schöne Lieder daraus, wie „Suse, liebe Suse“, „Abends, will ich schlafen gehn“ oder „Brüderchen, komm, tanz mit mir“. Es ist wohl das Schicksal von manchen Künstlerpersönlichkeiten, daß ihnen zwar das Glück beschert wurde, mit einem einzigen Werk wirklich berühmt zu werden, sie aber dennoch unglücklich waren, weil deren andere Werke neben einem solchen Stück nicht mehr beste hen können. Humperdincks große und achtba re Lebensleistung reduziert sich für uns Nachgeborene jedenfalls auf dieses eine Bühnenwerk, auf das großartige „Märchenspiel Hänsel und Gretel“. Und seit mehr als 100 Jahren - die Uraufführung fand 1893 in Weimar statt - kennt wirklich jedes Kind dieses Werk. Meist wird es zu Weihnachten aufge-