Volltext Seite (XML)
Donnerstag — N?. 20. —— 2V Januar 1842. Allgemeine Zeitung. WZU und Äus^Md^s. 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Großbritannien. — Frankreich. (S Paris; s Paris.) - rveutfchlanb. (Kassel; Altona; chAus dem Mecklenburgischen; ^Arolsen; Frankfurt a. M.) - Preußen. (D Berlin; ^Berlin; sBerlin; -s-Danziz; Posen.) — Sesterreich. CWien.) — Schweiz. C'Gcnf.) ivänemark. «Kopenhagen.) — Türkei. (Von der türkischen Grenze; ^Konstantinopel.) — Bereinigte Staaten von Nordamerika, «a Plata-Staaten. - «unst und Wissenschaft. (»Leipzig.) - Handel und Industrie. (* Frankfurt a. M.) - Stn- kündigungen. GVoßbvita«nie«. London, 13. Jan Daö aus Kanton angekommcne Silber wurde vom Schiffe aus dircct in die Münze gebracht, wo es geprägt werden soll. Der Wagcnzug, auf dem man cs in London vom Eisenbahnhof aus an den Ort seiner Bestimmung brachte, war von einer so großen Menschcn- maffe umringt, daß ein Einschreiten des Militairs nöthig wurde, um freie Bahn zu machen. Alle wollten diese den Chinesen abgenommcne Beute sehen. — Der Herzog v. Wellington macht fortwährend durch seine militairische Kürze und Derbheit viel von sich reden. Neuerdings hatte eine kleine Stadt Dumbarton bei der Geburt des Prinzen von Wales eine Beglückwünschungsadrcsse an die Königin gerichtet und dieselbe dem Herzog v. Wellington zur Vorlegung übersendet. Der Herzog erwiderte in seinem gewöhnlichen Styl: „Der Feldmarschall Herzog v. Wellington hat keine Bekanntschaft mit Denen, die ihm diese Adresse zugesandt, weiß nichts von der Stadt und bekleidet kein Amt im Ministerium." Hinzugefügt war, „Se- Gnaden lehnt cs ab, die Adresse zu überreichen, und hat sie seinem Portier zur Aufbewahrung übergeben, bis sie abgcholt wird." — Als ein Beispiel von der Wandelbarkeit des Glückes wird mitgethcilt, daß vor einigen Tagen ein Jugendfreund Gcorg's lV., Namens Burke, im Armcnhausc starb, wo er seit längerer Zeit mit seiner gebildeten, ehemals ebenfalls glücklichem Frau lebte. Trotz die ses Schicksals erreichte derselbe ein Alter von S8 Jahren, ein Bruder von ihm ist bereits Ivi Jahr alt, sein Vater lebte 102, sein Groß vater iv4 Jahre. — Da der Lordmayor von Dublin in > seiner Amtsklcidung keinem katholischen Gottesdienste beiwohnen darf, so hat O'Connell das Auskunftsmittel ergriffen, sich im Stadthausc selbst die Messe lesen zu lassen, „wahrscheinlich, wie dic Times hinzusügt, um eine seiner Lieblingsprahlercien zu beweisen, es gebe keine Parlamentsacte, durch die er nicht mit einem sechsspännigen Wagen fahren könnel" Frankreich. )Pans, 14. Jan. Wie bereits erwähnt worden, stellte der Herzog d'Harcourt bei Ler Bcrathung der AntwortSadrcsse auf die Thronrede in der Pairs- kammer den Antrag, dem Entwürfe den Satz hinzuzufügcn: „Wir wünschen gleichfalls, daß Ew. Mas. in Ucbercinstimmung mit Ihren Verbündeten freundliche Blicke auf eine Nation richte, die in den ihr durch Staatsverträgc verbürgten Freiheiten und Rechten verletzt wor den ist." „Ich Litte die Kammer, sagte der Herzog d'Harcourt, mir zu gestatten, daß ich meinen Anttag nicht weiter begründe, da er über dies die wörtliche Wiederholung desjenigen bildet, den sie bereits im vorigen Jahr angenommen. Längst schon ist Alles gesagt worden. w«S sich über Polen sagen läßt, und ich will Sie nicht mit nutzlosen Wieder holungen ermüden. Allein ich könnte mich auch nicht jener feigen, eigen nützigen Politik, jener Abweisung «„schließen, mit der man so oft die Unglücklichen beugt; ich meine die banale Entschuldigung, daß alle Anstrengungen, welche man zu ihren Gunsten machen könnte, vergeb lich feien. Die Griechen haben fünf Jahrhunderte daran gearbeitet, ihre Unabhängigkeit wieder zu erlangen; eines Tages ward ihre Aus dauer mit Erfolg gekrönt- Ich für meine Person werde nie aufhörcn, Men dic Ungerechtigkeit der Unterdrückung zu protestiren. Nur Eine Betrachtung will ich noch hinzufügen, die den jetzigen Verhältnissen entnommen ist, und der, wie ich glaube, Keiner widersprechen wird. Zene Schonung, jene Mäßigung, die man aus Gründen einer verstän digen und klugen Politik seit zehn Jahren glaubte beobachten zu müs sen, sind, wie Sie cs selbst haben bemerken können, nicht besonders vergolten worden, und Alles wohlerwogen, würden wir wol nicht viel verloren haben, wenn wir gleich anfangs cdelmüthigere und den alten Sympathien Frankreichs mehr cntsprcchcnde Gesinnungen kundgcgcbcn hätten." Der Graf Montalcmbcrt fügte hinzu: „Ich glaube nicht, daß man dieser periodischen Demonstration der beiden französischen Kammern den Vorwurf machen kann, einen Gemeinplatz ohne Wir kung zu bilden. Ganz im Gegentheil, meine Herren, bestätigen diese von den großen Staatsgewalten eines großen Landes ausgehenden Protestationen. wesentlich den ewigen Unterschied des Rechts und der That. Wollte man den Nutzen dieser Protestationen bestreiten, so wurde man, selbst wenn sie unmittelbar keine Wirkung hätten, unge- schickterwcise das Recht und die Thal verwechseln, d. h. die ewige Gerechtigkeit mit der oft kleinlichen und unbedeutenden Politik gleich zeitiger Ereignisse. Seitdem die Kammer im vorigen Jahre passend hielt, den ihr heute von neuem vorgelcgtcn Antrag anzunchmcn, sind zwei Maßregeln cingctrctcn, die beweisen können, wie sehr die Freunde Polens Recht hatten, über die allmäligc Zerstörung aller Freiheiten und aller Einrichtungen zu klagen, welche das europäische Staatsrccht der polnischen Nation zugcsichert. Dieses Staatsrecht ist Ihnen be kannt. Der Vertrag von Wien hat bestimmt, daß daö polnische Volk unter den drei großen Mächten des Nordens gesonderter und mehr oder minder liberaler Staatseinrichtungcn genießen solle. Das russi sche Polen hatte seine durch diesen feierlichen Act unter Europas Bürg schaft gestellten Staatseinrichtungcn erhalten; jetzt ist keine Spur mehr davon vorhanden. Diese Zerstörung ist nicht auf einmal geschehen; man hat sich nicht damit begnügt, am Tage nach einer besiegten Jn- surrcction die politische Sicherheit und Unabhängigkeit wegzunehmen; man hat seitdem mit einer eben so geschickten als erfolgreichen Be harrlichkeit Alles zu zerstören fortgcfahren, was noch einige Trümmer von Treue für dic auf dem Wiener Congressc gegen alle europäischen Mächte, folglich auch gegen Frankreich übernommenen Verbindlichkei ten sichern konnte. Die beiden Maßregeln, die ich eben erwähnte, scheinen dieses Zerstörungswerk zu vervollständigen. Die erste ist ein Ukas vom 15. Sept. 1848, der das polnische Maß und Gewicht so wie dic polnischen Münzen abschaffte, um sie dem russischen Maß und Gewicht gleich zu machen und den Rubel als Münzeinheit cinzufüh- rcn. Die zweite, noch weit wichtigere Maßregel vernichtet den Staats- rath und das höchste Gericht des Königreichs Polen. An die Stelle dieser beiden hohen Behörden treten zwei Sektionen des russischen Se nats. Das heißt offenbar nicht blos die letzten Spuren der politischen Lebensfähigkeit, sondern selbst jede gerichtliche und administrative Un abhängigkeit in dem noch immer, Gott weiß warum, sogenannten Kö nigreich Polen zerstören. Jetzt unterscheidet sich dieses unglückliche Land in nichts mehr von allen andern, die der russischen Herrschaft unter worfen sind. Bedürfte es noch eines Beweises für die Wahrheit Dessen, was die Vcrthcidigcr Polens seit zehn Jahren über das in Rußland zur allmäligen und vollständigen Denationalisirung Po lens befolgte System gesagt haben: diese beiden Maßregeln wür den hinreichen, um ihn zu liefern. Ich weiß wohl, daß Sie nicht die Meinung hegen, durch ein Amendement die Heilung aller Lei den Polens zu erlangen; Sie hegen nicht die Meinung, ihm eine unmittelbare und wirksame Milderung seines Schmerzes zu gewäh ren: cs sei uns aber doch mindestens gestattet, indem wir jedes Jahr auf diese stets so ernste und für die Ehre Frankreichs jo wesent liche Frage zurückkommen, zu Gunsten des unverjährbaren Rechts der Völker und der Verträge unsern Vorbehalt zu machen und dann sub sidiarisch den Unterschied zu constatircn, der zwischen dem Verfahren Rußlands und Preußens in Bezug auf die ihnen unterworfenen Theile von Polen stattfindct. Diese beiden Großmächte haben auf dem Wie ner Congressc gleiche Rechte und gleiche Pflichten erhalten. Gewiß bin ich weit entfernt, dem Könige von Preußen die Avsicht zuzuschrci- ben, daß er im Großherzogthume Posen die polnische Nationalität wieder Herstellen wolle, aber ich erkläre mit Dankbarkeit, und viele Polen , glaube ich, sind meiner Meinung, daß dieser Fürst dem Theile Polens, der seinem Scepter unterworfen ist, mehre von den Bürg- m-aftcn und den Einrichtungen.zuzusichcrn scheint, die einer eroberten Bevölkerung wünschcnswcrlh sind. Er achtet dic Landessprache, und seit dem Ende des Zwistes mit dem Erzbischof von Posen tritt er ihrer Reli gion nicht zu nahe. Er beruft und hört den Provinziallandtag, welcher dem preußischen Polen eine Art von Nalionalvertretung gibt; kurz, in jeder Beziehung zeigt er die Absicht, die geschichtlichen Ueberlicfcrungcn und die Nationalgesühle der l'/, Mill. Polen, welche ihm gehorchen, zu bewahren. Das >st, däucht mir, ein Beispiel, welches man der Kam-