DRESDNER CJ PHILHARMONIE sein Werk zusätzlich, wenn auch äußerst be scheiden, „Trois esquisses symphoniques" (Drei sinfonische Skizzen) nannte. Die drei Teile ent sprechen zwar der grundlegenden sinfonischen Trias von Schnell (Allegrosatz) - Scherzo - Finale, innerhalb der kompositorischen Struktur verzichtete Debussy aber völlig auf den sinfoni schen Charakter von Exposition, Durchführung und Reprise mit Coda, der Tradition nach we nigstens dem Eröffungssatz Vorbehalten. Darauf kam es dem Komponisten nicht an. Er wollte eher malen, auch wenn er das Meer selbst nicht direkt nachzugestalten beabsichtigte. Auf kei- | nen Fall aber wollte er sich allzusehr durch tra ditionelle formgebende Begrenzungen ein schränken lassen, schon gar nicht in einem klassisch-romantischen Formgefüge auffangen lassen. Er suchte nach Möglichkeiten, das Meer in der Unfaßlichkeit seines Charakters aufschei nen zu lassen und eine ungestüme Leidenschaft auszudrücken. Er wollte Atmosphärisches ein fangen, Bewegungsimpulsen folgen, die in ihm I der Gedanke an sein so sehr geliebtes Meer ausgelöst hat. Er wollte nichts weiter, als den „fernen Widerhall der Natur“ ausdeuten. Dennoch sind gewisse zyklische Zusam menhänge im Aufbau erkennbar, z.B. durch eine Übernahme von Themen aus dem ersten und dritten Satz, eine Steigerungsdramaturgie der Außensätze, die beide Male in einem krö- | nenden Choral der Bläser gipfelt, und schließ lich durch den Scherzo-Charakter des Mittel- I satzes. Aber gerade skizzenhaft, wie es Debussy dem Untertitel anvertraute, ist nichts an diesem Werk. Alles ist minutziös durchgearbeitet, auf | Wirkung angelegt und schwelgerisch ausgeko stet. Es sind wahrhaftige Impressionen, die ih rerseits je einen eigenen sinfonischen Satz dar- | stellen, aber doch keine Sinfonie als Gesamtgebilde ergeben, es auch nicht sollen. Weder scharfe thematische Kontraste noch „Das Meer ist ein Kind, es spielt, es weiß nicht genau, was es tut... es hat schönes, langes Haupthaar... und es hat eine Seele, es geht, es kommt, es verändert sich ständig ..." - äußerte Debussy ein mal. durchführungsartiges Spiel mit Motiven und