DRESDNER U PHILHARMONIE Und bald schon wandte sich Schmitt erneut ei nem Sujet zu, in dem er seiner Vorliebe für das Orientalische ganz offen frönen konnte: La Tragedie de Salome, die Begleitmusik für ein getanztes Mimodram in sieben Bildern und orchestriert für ein kleines Orchester. „Kurz nach der aufsehenerregenden Auffüh rung der ,Salome' von Richard Strauss im Chätelet im Mai 1907 beschloß Robert d'Hu- mieres, der kurz zuvor Direktor des kleinen und feinen Theätre des Arts geworden war, seiner seits ein von eben dieser biblischen Episode in spiriertes Bühnen-Tanzstück zu schreiben und zu inszenieren. Diese ,Tragedie de Salome', kon zipiert für die Tänzerin Loi'e Fuller, wurde von dieser am 9. November 1907 uraufgeführt - mit einer Musik, die zu diesem Anlaß bei Florent Schmitt in Auftrag gegeben worden war. Der Salome-Mythos war äußerst beliebt bei Schriftstellern und Künstlern im Europa des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahr hunderts und kam offenbar auch dem Tempe rament von Florent Schmitt voll und ganz ent gegen, fand man in ihm doch Blut, Wollust und Tod - ,du sang, de la volupte et de la rnort', um den Titel eines Sammelbandes von Maurice Barres aufzugreifen. Außerdem paßte dieses le gendäre Thema auf ganz natürliche Weise in die Orientalismus-Welle - ,en vogue' seit der Ro mantik - in der man den Orient als Vehikel für Nervenkitzel, Spannung und Exotik verwandte“ (Catherine Laurent). Die Bühne des Theätre des Arts war sehr klein, und diese Enge zwang Schmitt dazu, ein auf ein Minimum reduziertes Musikerensemble zu verwenden: Streichquintett, Harfe, wenig Schlagzeug und einige Blasinstrumente. „Der talentierte Instrumentator, der in seinen Kompo sitionen stets um Raffinesse bemüht war, stand nun unter dem Zwang, seine Palette zu redu zieren (was besonders schwierig ist für einen Klangmaler) und ein sinfonisches Werk zu kon-