DRESDNER 3 PHILHARMONIE Kirchenmusikstücke, wobei ich mich nur an ein Stabat Mater erinnere“. Leider ist heute nicht mehr zu erkennen, ob der junge Mann sich als wirkliche Begabung gezeigt hat. Doch es fällt auf, daß seine Kompositionen aufgeführt wur den, es also gute Gebrauchsmusik gewesen sein dürfte. Hätte man ihm sonst weitere Aufträge erteilt? Wir erkennen aber auch, daß sein spä terer Hang zur Welt der Oper noch keineswegs ausgeprägt zu sein schien. Das jedoch ist nicht verwunderlich, denn Verdi kam aus sehr ländli chen Verhältnissen, und dort gab es keine Oper. Dort wurde zum Tanz aufgespielt, dort wurden große Feste gefeiert, Heilige verehrt, die viel Musik benötigten, und dort wurde vor allem in der Kirche musiziert. In einer solchen Umge bung verstand man den Musiker, auch den komponierenden, als einen „Handwerker“, der für den notwendigen Bedarf produzierte und nicht als einen „Künstler" mit hochfahrenden Plänen. Erst in Mailand, nach dem vergeblichen Versuch, am Konservatorium studieren zu dür fen, kam er mit dem Phänomen Oper wirklich in Berührung. Er fand in Vincenzo Lavigna (1776 - 1836), einem Korrepetitor der Mailän der Scala, der auch als Opernkomponist gewis se Erfolge hatte, 1831 einen interessierten Lehrer. Dieser konnte ihm nicht nur handwerk liches Rüstzeug vermitteln, sondern auch das Leben mit und an der Oper zeigen und ihn ganz nebenher mit einflußreichen Persönlichkeiten der Mailänder Musikwelt bekannt machen. Und doch konnte er nach seiner privaten Lehrzeit nicht in der Stadt der Oper bleiben, sondern mußte zurück aufs Land und sich dort - in Busseto - als städtischer Musikdirektor mit ei ner Kleinstadtkapelle begnügen. Es schien also, er sei dazu bestimmt, ein Leben als Lokal berühmtheit führen zu müssen. Auf Dauer konnte ihm das natürlich nicht genügen, hatte er doch in Mailand das Flair der Großstadt ge nießen, selbst an hochkarätigen musikalischen