Die konzertante Aufführung von Verdis „Macbeth" unter der Leitung von Nello Santi mit dem Chor der Oper Leipzig im 9. Philhar monischen Konzert (Juni 2001) wird vielen unserer Hörer noch in lebhafter Erinnerung sein. und Neubewertung aus früheren Schaffensphasen, den sogenannten „Galeeren jahren“ Verdis, gekommen. Auch wenn die drei Opern der Jahre 1851 - 53, das sind „Rigo- letto", „Der Troubadour“ und „La Traviata“, nach wie vor völlig unangefochten zu den meistgespielten Werken des gesamten Opernrepertoires gehören, bedurfte es keines wegs eines Verdi-Jahres, um ein solch frühes Bühnenwerk wie den „Macbeth“ aufführen zu können. Und wenn wir uns in unserer Weihnachts-Gala erneut Verdi zuwenden, so kann auch dies als Reverenz an den Meister an gesehen werden und zeigt, wie sehr sich sein Werk in unsere Herzen eingepflanzt hat. Das heute bekannte Werk Verdis stellt sich uns so dar, als sei der Komponist von Anbeginn an „fertig“ gewesen und habe nicht erst mühevoll das kompositorische Handwerk erlernen müs sen. Doch auch er mußte hart arbeiten, ein si cherlich vorhandenes Talent entwickeln und fördernde Anstöße erhalten. Obwohl er vorher eifrigen Privatunterricht in seiner engeren Heimat genossen hatte, wurde er danach nicht einmal auf das Mailänder Konservatorium auf genommen. Das wird ihn sehr verstimmt, viel leicht auch ergrimmt haben. Da seine Arbeiten aus dieser Zeit - und es waren viele - verloren sind, liegt die Vermutung nahe, daß er sie selbst vernichtet hat. Verdi erinnerte sich Jahre später in einer autobiographischen Skizze an die Kompositionen, die er zwischen seinem drei zehnten und achtzehnten Lebensjahr geschaf fen hatte und benennt „eine ganze Sammlung von Stücken ...: etwa hundert Märsche für Blaskapellen, vielleicht ebenso viele kleine Werke für den Gottesdienst, das Theater oder Konzert, fünf oder sechs Konzerte und eine Reihe von Variationen für Pianoforte, die ich selbst bei Konzertveranstaltungen vorgetragen habe, viele Serenaden, Kantaten und diverse