DRESDNER O PHILHARMONIE Hier hat jemand mit voller Absicht den musi kalischen Rahmen der Gattung gesprengt, j Dieser Jemand - Ravel - wollte mit seinen Mitteln etwas sagen, nicht mehr nur schön tun. Er suchte nach einem Spiegel, in dem sich die bürgerliche Oberschicht, aus der er übrigens j selbst stammte, betrachten sollte, um sich por trätiert zu finden. Ihn, den schöpferisch den kenden Menschen, verärgerte sicherlich, wie sehr seine eigene Schicht im Bündnis mit Europas untergehender Aristokratie geschäfts tüchtig die Restauration vorrevolutionärer Verhältnisse betrieb „und sich dazu - auch des Walzers bediente“, wie Csampai meinte. La Valse Zur Musik Das gesamte Werk wird von effektvoll-variabel eingesetzten Streichern dominiert, und mar kante Passagen in den Harfen, im Schlagzeug sowie in den Holz- und Blechbläsern gesellen sich hinzu. Die Konturen von Walzern - es han delt sich tatsächlich um eine Sammlung ver schiedener Walzer - treten hervor, um wieder ins Diffuse zu gleiten. Schwere Tutti werden von kammermusikalischen Episoden abgelöst, woraus sich ein besonderer Reiz ergibt. Charakteristisch für das Werk ist die zumeist dunkle Orchesterfarbe (im Gegensatz dazu die Helle in „Daphnis et Chloe“). Die Üppigkeit der Harfenklänge, das ständige An- und Ab schwellen der Musik hat etwas Zwielichtiges. Man traut solchen eher unheimlichen Walzern nicht, nicht einer hysterisch wirkenden | Fröhlichkeit und auch nicht einer vernebelten Sentimentalität. Die Schlußsteigerung hat ei nen durchaus atemberaubend-bannenden | Zuschnitt, ehe über einem langen Orgelpunkt das Ganze wie ein grausiger Spuk zusammen bricht.