Manier oder gar Selbstzweck, galt ihm lediglich als Ausdrucksmittel. Der Rhythmus aber war für ihn Triebkraft und der Tanz Verschmelzung aus ! Sinnlichkeit, Bewegung und Musik. Sein beson ders ausgeprägtes Formbewußtsein entwickelte er beständig weiter, und er errang ebenso durch sein außerordentliches Gespür für klangkolori stische Feinheiten höchste Meisterschaft. Der vi talen Folklore, besonders Spaniens war er eng verbunden (nicht nur im „Bolero“), empfing | aber auch Anregungen aus der Musik altfranzö sischer Meister, so z. B. bei der von Couperin oder Rameau. Mit Freude studierte er die neue ren russischen Meister (Mussorgski, Rimski- Korsakow) mit ihren kraftvoll-nationalen Into nationen ebenso, wie er sich Anregungen aus der fernöstlichen Musik holte. Vieles lernte er auf direktem Wege von seinen Vorgängern (und Lehrern) oder seinen künstlerischen Wegbeglei tern, verdankte z. B. dem halb verrückten, halb prophetischen Genie Eric Satie viele Anregun gen. Er kokettierte ein Leben lang mit vielen modischen Trends und Einflüssen, um alles in eine absolut eigene, völlig selbständige Ton sprache zu übersetzen. Man kann Ravels Musik | nicht anmerken, wie sehr sie berechnet, gebaut | und plaziert ist, wie das Unbeschwert-Charman- I te, Zauberhaft-Leichte, Graziös-Spielerische arti stische Leistungen sind. „Wir sollten uns immer daran erinnern, daß Sensibilität und Gefühl den wirklichen Inhalt eines Kunstwerkes ausma chen“, meinte Ravel. Seine Sensibilität war die eines Perfektionisten und sein Gefühl weniger emotionaler Überschwang, als mehr einer vor nehmen und gebändigten Zurückhaltung ent sprungen. Und doch steckt viel Sinnlichkeit in seiner Musik, mag sie auch noch so konstruiert, noch so „künstlich" geschaffen, also nicht von ihm selbst empfunden sein. Seine Musik sollte ja gerade bezaubern. So gesehen, ist Ravel als Magier, als Verzauberer zu begreifen, als einer, der Kunst und Künstlichkeit gleichsetzt, der die