Ausgeprägtes Formbewußtsein, außerordentliches Gespür für klangkoloristische Feinheiten Maurice Ravel geb. 7. 3. 1875 in Ciboure (Basses-Pyrenees); gest. 28.12.1937 in Paris ab 1889 Studium am Pariser Conservatoire Klavier, Kontrapunkt und Komposition (bei G. Faure) 1914 Soldat lebte ab 1920 in einer kleinen Villa in Montfort-I'Amaury bei Paris seither Dirigate eigener Werke in europäischen und amerikanischen Städten 1928 Ehrendoktorwürde in Oxford seit 1933 Lähmungs erscheinungen 1937 Kopfoperation, an der er starb N eben Claude Debussy beherrschte ein zweiter Name die französische Musik in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts: I Maurice Ravel. Beide werden gern miteinander verknüpft, in einem Atemzug genannt, in der Tat lassen sich im Schaffen beider Komponisten I Parallelen erkennen. So zeigt deren harmonische Palette einen bemerkenswerten Reichtum. | Bedeutsam erweist sich beider Fähigkeit, ein- ! fachste melodische Floskeln zu blühenden Ornamenten zu verbinden und überreich zu in- [ Strumentieren, einen Klangzauber zu entfalten, zu illuminieren. Und doch liegen Welten zwi schen ihnen, individuell-charakterliche natür- | lieh, künstlerisch-ästhetische aber doch ganz offenkundig auch, obwohl Debussy den 13 Jahre jüngeren Ravel anfangs nachhaltig beein druckt, zeitweilig sogar beeinflußt hatte. Immerhin stellte Debussys „Prelude ä l’Apres- midi d’un faune“ (Vorspiel zum Nachmittag ei- I nes Faun) Weichen für viele Komponisten, so auch für Ravel, damals Student am Conserva toire. Ravel hat dieses Werk später (1912) sogar | auf das Klavier übertragen und eingestanden, er wüßte erst, seitdem er so etwas gehört hat te, was Musik sei. Doch beide Komponisten wa ren von sehr unterschiedlichem Temperament, wollten ähnliches und gingen doch verschiede- | ne Wege. Ravel seinerseits löste sich innerlich schon sehr bald von Debussys „Impressionen“. Er war mehr um Versachlichung und Verein fachung seiner, mehr und mehr asketisch wer denden Tonsprache bemüht, um klare melo dische Linienführung und eine straffere Rhythmik. Und - ganz wesentlich - Ravel dach te und komponierte als Pianist, also vom Klavier her - seltsam genug für einen Meister der Orchestration, der er werden sollte - und über trug sogar mehrfach eigene (und auch fremde Klavierwerke, so auch von Debussy) in die Klangfülle einer Partitur. Debussy hingegen komponierte orchestral und war dennoch ein