len, die in Solokonzerten erwartet wurde, um freier gestalten zu können. Das wiederum be eindruckte Mendelssohn, der nach ähnlichen Möglichkeiten suchte, zu musizieren, ohne sich | allein in den vorgeschriebenen Bahnen bewe gen zu müssen. Er wollte unbedingt die ihn be engenden Grenzen überwinden. So nannte er sein Stück bewußt „Capriccio“, eine Form, die | nur wenig Beschränkungen auferlegt. Dieses neue Werk aber könnte man dennoch als ein kleines „Konzert“ bezeichnen, obwohl ihm der erste Satz fehlt. Es beginnt sogleich mit dem langsamen Teil, einem „Lied ohne Worte“, | das weitgehend vom Pianisten geprägt ist, um dann alsbald in den schnellen Teil, ein leiden schaftlich-feuriges Allegro, zu münden. Trotz des Dialogisierens zwischen Klavier und Orche ster erblüht das Soloinstrument in einer unbe- | schreiblichen Brillanz und rückt den virtuosen Aspekt sehr weit in den Vordergrund. Schließ lich wäre es auch töricht zu glauben, daß der Pianist Mendelssohn darauf hätte verzichten j sollen, in einem Werk, das ausdrücklich für sein eigenes öffentliches Auftreten gedacht war, sein ganzes pianistisches Können zu demon strieren. Hier hatte er wirklich die Möglichkeit dazu, und hier konnte er als Klaviervirtuose be- , deutsam in den Vordergrund treten. Eben dies I wurde erwartet, und er tat es, natürlich nur so weit, als es ihm die eigene künstlerische Verant wortung gestattete. Beide aber, der Virtuose und der Komponist, lassen sich nicht voneinander trennen und tra gen das Ergebnis gemeinsam: Innigkeit und Virtuosität, Grazie und edler Schwung, liedhaf te und marschartige Thematik durchmischt von geschmeidig-duftigstem Figurenwerk, von lieb licher Figuration in einem immer glänzenden I Schmuck virtuoser Kunst.