Rimski-Korsakow, ein wirklicher Meister der Instrumentierungskunst, hatte sich zum Nachlaß verwalter seines verstor benen Freundes Mus- sorgski gemacht, um eine Reihe von Manuskripten nicht nur zu ordnen, sondern zu bearbeiten und zu instrumentieren. Er meinte, sie befänden sich alle „in vollkomme ner Unordnung, in denen sich absurde, zusammen hanglose Harmonien fanden, häßliche Stimm führung, ... unsinnige Modulationen,... unge schickte Instrumentation“. Offensichtlich aber hatte er sehr genau erkannt, welchen großen Schatz dieser Mussorgski hinter lassen hatte, auch wenn er glaubte, ihn einen „verwegenen und einge bildeten Dilettanten“ nennen zu müssen. dunow". Mussorgski komponierte noch meh rere Opern nach historischen, auf seine Hei mat bezogene Sujets. Manches blieb un vollendet. Er sprach nach dem Tode seiner Mutter (1865) immer wieder und späterhin immer mehr dem Alkohol zu, hatte mit psychischen Problemen zu kämpfen. Er war unverheiratet, suchte Freundschaften, lebte immer wieder bei Freunden, mietete sich zeitweise auch bei Rimski-Korsakow ein. Im Februar 1881 erlitt der erst Einundvierzig jährige mehrere Schlaganfälle, an deren Fol gen er schließlich im März starb. Seinen eigenen Freunden des „Mächtigen Häufleins“ war er bald schon fremd, sogar unheimlich geworden, weil er weitaus radi kaler nach Selbstbefreiung von westlichen Kunstfesseln strebte, weil er der russischen Seele in seinem Schaffen einen viel größeren Platz einräumte als sie, weil er kompromiß los war. Sie beklagten seinen „moralischen Verfall“ und betrachteten schließlich seine Werke als wirre Produkte eines in selbst zerstörerischem Alkoholismus versinkenden „physischen Wracks“ (Balakirew). Das Streben nach unverfälschter und un wiederholbarer Aussage hatte Mussorgksi zum Feind der musikalischen Konvention ge macht. Traditionelle Normierungen hatte er für sich abgelehnt und sich seine eigenen, zum Teil bestürzend neuen Ausdrucksfor men erschlossen. Eine entsprechende Aner kennung ließ recht lange auf sich warten. Erst seine Entdeckung durch die musikali sche Moderne (Debussy, Strawinsky, Janäcek) machte ihn auch einem breiteren Publikum - besonders im Ausland - bekannt. Das ver schaffte ihm Geltung als einem der origi nellsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Edison Denisow (1929 - 1996), sein sehr viel jüngerer Landsmann und Komponistenkolle-