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re Pläne mit ihm. 1858 schied er zwar, um sich ganz der Musik widmen zu können, aus dem aktiven Dienst aus, doch wegen der Auflösung der Leibeigenschaft (1861) durch Zar Alexander 11. versiegten die benötigten Einkünfte aus dem elterlichen Gut. Mus- sorgski mußte seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Er fand 1863 eine untergeordne te Anstellung als Beamter, die ihm nebenher genügend Zeit für seine musikalischen Am bitionen ließ. Unter Anleitung Balakirews entstanden erste Kompositionen, die aber noch keineswegs befriedigen konnten. Als erstes größeres Werk vollendete er dann 1867 die „Nacht auf dem kahlen Berge“, ein Orchesterstück - später von Rimski-Korsakow neu instrumentiert ein Stück voller Ab gründe in Klang und Harmonik, in einer absolut naiven Frische, ungekünstelt, doch kunstvoll, ungelenk wirkend auf Akademi ker, doch lebensfroh, voller Glut und Kraft. Das war bereits ein Meisterwerk, wie es erst künftige Generationen würdigen konnten. Seine Lieder aber aus dieser Zeit, meist hu moristisch-satirische Darstellungen, in denen die besungenen Charaktere mit kurzen, knappen Zügen gezeichnet werden, ließen schon damals aufhorchen und gelten heute als großartige Kompositionen, als Meister werke. Mussorgskis Künstlertum orientierte sich vornehmlich an der Sprache, am Sprach duktus und Sprechrhythmus und an der Mu sik des Volkes. Diese Intonation versuchte er, in musikalische Strukturen zu bringen, me lodische Linien zu entwickeln und durch - für seine Zeit - kühne, man meinte damals „ungeschlachte“ Harmonien zu stützen. Die Oper wurde sein Metier. Nach verschiedenen Versuchen arbeitete er an einem Werk, das ihm letztendlich Weltruhm einbrachte, an fangs aber viel Verdruß bereitete: „Boris Go- geb. 21.3.1839 in Karewo bei Pskow; gest. 28.3.1881 in St. Petersburg 1856/58 Offizier in einem Petersburger Garderegiment, musikalische Privatstu dien bei Balakirew 1863 - 79 Beamter Mitglied des „Mächtigen Häufleins“ (Borodin, Balakirew, Cui, Rimski-Korsakow) 1874 Oper „Boris Godunow“ ruinierte seine Gesund heit durch Trunksucht, starb am Schlaganfall Der Zyklus „Die Kinder stube“ (1868/72) ist ein Beleg für einen musika lischen Realismus, wie es ihn vorher nicht gab, schon gar nicht in seinem Lande.