„Die Bauemmusik“ - sagte Bartök - „erschließt für das musikalische Kunstwerk die verschie densten Möglichkeiten, und ihre Zugrundelegung muß keineswegs zu identischen Ergebnissen führen.... Wir haben - obwohl nach gemein samen Quellen - jeweils einen individuellen Stil entwickelt. Wenn man mich fragt, in welchen Werken sich der ungari sche Geist am vollkom mensten verkörpert, muß ich antworten: in den Werken von Kodäly. Seine Musik ist ein Glaubensbekenntnis an den ungarischen Geist.“ ständige Kunstform erkannt und darin den Ansatz für die Schaffung einer nationalen Musik gefunden. So erhielt Bartöks Kunstver ständnis eine völlig neue Richtung. Beide Komponisten unternahmen richtiggehende Entdeckungsreisen in eine überreiche, sich lebendig erhaltende Vergangenheit. Diese soll te schon bald zum eigentlichen stilistischen Ausgangspunkt für sie und ihre musikali schen Schöpfungen werden. Hatten sie auch ein gleiches Ziel, so gingen sie doch in ih rem eigenen künstlerischen Schaffen völlig andere Wege und kamen naturgemäß zu eigenständigen Ergebnissen. Bartök, dessen Sammelleidenschaft fast sein ganzes Leben anhielt, lernte aus diesem un ermeßlichen melodischen und rhythmischen Reichtum und übernahm daraus immer wie der neue Anregungen für eigene Schöpfun gen. Sein Stil begann sich zu verändern, auf alle Fälle von seinen bisherigen Vorbildern zu lösen. Doch auch neue Aspekte kamen hinzu, die seinen künftigen Weg bestimmen sollten: eine harmonische Individualisierung, eine gewisse Verknappung der melodischen Motivik und ein Hauch von Wildheit im Ausdruck, nicht zuletzt aber auch Positio nen der damaligen musikalischen Avant garde, wie Schönberg und Strawinsky. Bartök machte in seinen Werken mehrfache stilistische Wandel durch und veränderte sei ne Tonsprache auf dem steten Weg, seine eigene Kunst reifen zu lassen. Nach den er sten Anfängen, denen noch so manches epi gonenhafte anhängen mochte - Liszt etwa, später Debussy und auch Strauss - fand er nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der ihn nicht nur wegen seiner unmenschli chen Brutalität berührte, sondern auch we gen der damit verbundenen Isolierung der Regionen, die er erforschte, zu ganz neuen,