es handele sich um echte Volksmusik - auf die Musik der Zigeunerkapellen gestoßen. Doch schon bald konnte er feststellen, wie sehr diese sich von der „Bauernmusik“ (ein Bartök-Terminus), der urtümlichen ungari schen Volksmusik, wie sie in den Städten solcherart nicht bekannt war, unterschied. Die eigentliche einheimische Tradition des Volkes, und dazu gehörte nicht nur die Mu sik, war während der langen Zeit einer Habs burgischen Herrschaft in die Dörfer gedrängt worden, fernab von aller Kunstentwicklung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die verstädterte Musikkultur Ungarns entschie den durch die Kunst der deutsch-öster reichischen Romantik geprägt, und die als „typisch ungarisch“ empfundene Csärdäs-Se- ligkeit hatte wenig mit der eigentlichen Volksmusik gemein. Und so sind die künst lerischen Quellen von Franz Liszt und ande ren Komponisten keineswegs landestypische Originale gewesen. Bartök glaubte, eine Berufung darin zu fin den, der Musik aus den abgelegenen Dörfern neues Leben zu schenken, wenn er sie auf schreiben, vor dem Vergessen bewahren und damit eine nationale Tat vollführen würde. So ging er in verschiedene entlegene Dör fer seiner Heimat und begann, systematisch Volkslieder zu sammeln. Dabei lernte er den beinahe gleichaltrigen Zoltän Kodäly (1882 - 1967) kennen, der seinerseits solches Liedgut sammelte. Beide Komponisten wa ren sich rasch darin einig, eine kraftvolle Quelle gefunden zu haben, die der Kunst musik neue Nahrung zuführen, ja neues Leben einhauchen könne. In der Zeit einer zunehmenden nationalen Besinnung, wie in einigen anderen europäischen Ländern auch, hatten sie das ungarische Bauernlied in seiner Bedeutung als eine wirkliche eigen- Jeder Mann muß, wenn er die Mannesreife erreicht hat, sich klar werden, für welche Ziele er kämpfen will, damit er sein ganzes Wirken und alle seine Taten dementsprechend gestalte. Ich für meine Person“ - schrieb Bartök an seine Mutter - „werde mein Leben lang auf jedem Gebiet, zu jeder Zeit und auf jede Weise einem Ziel dienen: dem Wohle der ungarischen Nation und des ungarischen Vaterlandes.“