Als loyaler Bürger seines Landes nahm Schostakowitsch auch offizielle Pflichten wahr, u. a. als Se kretär des Komponi stenverbandes und ab 1962 als Mitglied des Obersten, Sowjets. stungen auf, die ihn eigentlich hindern soll ten, „modern“ zu sein. Seine Tonsprache wurde immer selbstbewußter, wußte er sich doch auf einem richtigen Weg. Ältere, seinerzeit abgelehnte Werke kamen wie der in die Programme. Seine Oper „Die Nase“ durfte sogar wieder aufgeführt wer den (1974). Ungeachtet der mannigfachen Auseinan dersetzungen mit dem sowjetischen Sy stem blieb Schostakowitsch zeitlebens ein unverbrüchlich loyaler Bürger seines Lan des. So komponierte er ebenso „linien treue“ Werke in verständlicherer Tonspra che, gab allerdings seine künstlerische In tegrität niemals in einer ihm unverantwort lich erscheinenden Weise preis. Daß er quasi bis zuletzt tonal komponierte, als ha be es in unserem Jahrhundert keine gera dezu umstürzlerischen Musikauffassungen gegeben, heißt keineswegs, daß er in einer veralteten Musiksprache stehengeblieben sei. Er stellte die Ton- und Harmoniebezo- genheit auf eine völlig eigenständige Weise in Frage, verfremdete sie z. B. mit chroma tischen Eintrübungen, zerlegte seine melo disch gebundenen Motive in kleinste Parti kel, rhythmisierte sie neu und entwickelte sowohl hart schlagende als auch weich klingende Episoden, die in einen Kontext gebracht, die Besonderheit, die Individua lität seiner Musik ausmachen. Oft zeigte sich der Komponist in seinen Werken iro nisch-satirisch, nahezu sarkastisch und mit einem bis zur Groteske reichenden Humor, dann wiederum lyrisch-empfindsam oder heiter-vergnüglich, immer aber so maßvoll gebändigt, daß seine eigene humanistisch ethische Haltung gewahrt blieb. Schostako witsch kam aus der musikalischen Tradi tion Mussorgskis, dessen Realismus vor