wollte er aus dem eigenen, ästhetisch be gründeten Denkschema nicht völlig her austreten. Er suchte nach einem Mittelweg und gab sich redliche Mühe, entfernte Anklänge an „avantgardistisch“ oder „for malistisch“ verschrieene Experimente zu vermeiden. 1948 wurde er jedoch erneut gemaßregelt, gemeinsam mit Prokofjew und Chatschaturjan. Er beantwortete dies, um sich zu schützen, mit einem neuen Werk in demonstrativer Demut vor der großen Partei und schuf das Oratorium „Lied von den Wäldern“, eine Verherrli chung der stalinistischen Aufbauleistung. Selbst noch in der sogenannten „Tauwet- ter“-Periode nach Stalins Tod (1953) ebbte der „Formalismusstreit“ nicht ab. Nun aber war Schostakowitsch zum wirklichen Kampf bereit, nicht in der politischen Arena, sondern mit seinen Waffen, der Mu sik. Er verwendete z. B. in neuen Schöp fungen ältere Fragmente aus seinen Arbei ten, solche, die seinerzeit offen kritisiert Ferien in Repino bei worden waren und weichte damit Verkru- Leningrad (1970)