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gehalt von 2000 Gulden dazu. Für Mozart standen nur 800 Gulden bereit. Joseph Haydn war empört und wollte helfen. Auf ein Angebot, das er aus Prag für eine Oper erhielt, antwortete er, für sich dankend ab lehnend: „Denn könnt ich jedem Musik freunde ... die unnachahmlichen Arbeiten Mozarts, so tief und mit einem solchen musikalischen Verstände, mit einer so großen Empfindung in die Seele prägen, als ich sie begreife und empfinde: so wür den die Nationen wetteifern, ein solches Kleinod in ihren Ringmauern zu besitzen. Prag soll den teuren Mann festhalten - aber auch belohnen; denn ohne dieses ist die Geschichte großer Genies traurig, und gibt der Nachwelt wenig Aufmunterung zum ferneren Bestreben; weswegen leider so viel hoffnungsvolle Geister darnieder liegen. Mich zürnet es, daß dieser einzige Mozart noch nicht bei einem kaiserlichen oder königlichen Hofe engagiert ist! Ver zeihen Sie, wenn ich aus dem Geleise kom me: ich habe den Mann zu lieb ..." Nun, beim Kaiser war er jetzt angestellt, doch nützte es ihm wenig. Notgedrungen schrieb er Bettelbriefe an seine Freunde, in denen er sich demütigen mußte. Wie bitter ihm dies gewesen sein wird, kann man sich vor stellen, bedenkt man, mit welchem Stolz, welchem Eifer und mit welchem Elan er sich dereinst, als er nach Wien kam, von Erniedrigungen frei zu machen suchte. Während sich Mozart mit Problemen eines quälendes Alltags in Wien herumschlagen mußte, wuchs sein Ruhm im Ausland ste tig. Er erhielt weiterhin Einladungen zu Konzerten. Mehrere Pragreisen (1787 und 1791) waren darunter, eine ausgedehnte Reise über Prag, Dresden und Leipzig nach Berlin (mit Hoffnung auf eine Anstellung Kohlmarkt in Wien, Stich von Karl Schütz (1786) am preußischen Hof, 1789) und eine Tournee nach Frankfurt (zur Kaiserkrö nung), Mainz, Mannheim, München (1790). Überall begegnete man ihm mit Hochach tung, das ist „viel Ehre, aber wenig Geld“ (Brief an Constanze). Seine Werke, vor al lem seine Opern wurden in Europa ge spielt. Und, was ebenso wichtig war, Mo zart komponierte, schuf neue Werke, ließ sich niemals entmutigen. Er war ernster geworden und seine Musik inniger. Ein lichter Glanz begann zu strahlen, eine selt sam gelöst-beseelte Heiterkeit - nach in nen gerichtet - begann zu leuchten, ließ aber immer noch die Lichter blitzen unter einem Schleier von Wehmut, die jedoch sei ne einstige Fröhlichkeit niemals zuzu decken vermochte. Großartige Werke ent standen in dieser Zeit. Die Opern „Titus“ und „Die Zauberflöte“ waren darunter. Die letzten, seine wirklich großen drei Sinfoni en, entstanden 1788 ohne eigentlichen Auf trag, ebenso die späte Kammermusik, dar unter das wunderschöne Klarinettenquin tett (1789). Das Klarinettenkonzert und das letzte Klavierkonzert B-Dur, KV 595, waren im letzten Lebensjahr an Großwer ken entstanden, nicht zu vergessen das Re quiem-Fragment. Mozart hatte sich immer wieder verschul den müssen, trotz anhaltend günstiger Ein nahmen über die Verlage, geriet aber künst lerisch, wohl auch menschlich, in eine ge wisse Isolation. So starb er 1791 verarmt, vereinsamt und restlos erschöpft. Aber er hatte mit seinen kaum 36 Jahren ein Lebenswerk hinterlassen, das sich se hen lassen kann, nicht nur quantitativ - 626 Nummern benennt allein das Köchel verzeichnis, doch es sind viel mehr mit al len Unternummern -, sondern auch der 23 22