„Don Giovanni“ gar - heute eine der wich tigsten Opern Mozarts - fand in Wien we niger Resonanz als noch vorher in Prag (1787). Das Publikum wendete sich zuneh mend von Mozarts Art zu komponieren ab, wollte den entschiedenen „Hang für das Schwere und Ungewöhnliche“ - wie merk würdig uns das heute auch klingen mag - nicht mehr teilen, auch wenn „große und erhabene Gedanken, die einen kühnen Geist verraten“, zu bemerken seien. Und gerade jetzt versuchte er, so zu komponie ren, daß sowohl Kenner als auch weniger anspruchsvolle Hörer „Satisfaktion erhal ten“ könnten. Allerdings wollte er sich nun auch nicht mehr ausschließlich am reinen Vergnügen und dem Unterhaltungsbedürf nis der Hörer orientieren, sondern doch mehr persönlichen Vorstellungen und Emp findungen Raum geben, er ganz selbst sein oder es doch werden. Aber das Publikum konnte seinem Anspruch nicht ganz folgen, wollte es auch nicht mehr, und Mozart hat te als Pianist und mehr noch als Komponist längst auch den Reiz der Neuheit verloren. Er lebte unter ihnen, die ihn anfangs sehr hofierten. Sie kannten ihn alle, hatten sei ne Kunst und Kunstfertigkeit immer wie der genossen, die er ihnen hatte vorführen dürfen. Er hatte sie offensichtlich zur Genüge unterhalten, auch amüsiert. Und jetzt war’s denn wohl auch genug. Es gab genügend andere Musik in Wien, leichtere, einfachere. Die war vielleicht bekömmli cher, ihnen besser verständlich und unter haltender. Bereits 1786 gab Mozart seine letzte eigene Akademie in Wien, und der einstige Publikumsliebling von 1783/84 mußte im Sommer 1789 erleben, daß sich in die Abonnentenliste für ein geplantes Konzert nur noch ein einziger Musikfreund Wolfgang Amadeus Mozart, Stich einer Silhouette nach Löschenkohl (1795)