Zeit und Raum I Thema der Zyklus-Konzerte Wir gehen durch Räume, durchwandern Zeiten. Wir rennen und rasten ohne zu ru hen. Wir suchen und finden, wir schaffen und hoffen und geben und nehmen. Die Zeit bleibt nicht stehen. Sie dehnt sich, sie eilt, sie treibt voran und verschafft uns Raum. So sehen und erleben wir unsere Welt in stetigem Wachsen, in permanenter Ver änderung, in unaufhaltsamer Entwicklung. Und dies alles spiegelt sich in der Musik. Ligeti versucht in seinen „Atmospheres“, Musik so erscheinen zu lassen, als sei sie der luftige Himmel, flüchtiger Äther: Klangkom plexe geraten durch unmerkliche Verände rungen in Bewegung, gleichen Wolkenforma tionen, schweben, gleiten ineinander, ver dichten oder verdünnen sich, werden un merklich lauter, leiser. Die Zeit scheint zu stehen und der Klang verändert den Raum, kreist in sich, schafft eine neue Dimension. Ganz anders sind die beiden Werke für Kla rinette und Orchester, Ora Bat Chaims und Ernest Blochs folkloristisch inspirierte Musik. Hier ist es der Ort, der Raum ihrer Herkunft, der uns leitet. Hier sind es Kom ponenten des jüdischen Tons, eine große Spannbreite der Emotionen, ebenso Mühsal und Zweifel am Sinn des Lebens wie Sinnen freude und Lebenslust. Und Giora Feidman, der Meister der „sprechenden Klarinette“, erzählt davon in seiner unnachahmlichen Weise. Dann aber machen wir einen Zeit sprung zurück und öffnen einen anderen Raum, den böhmischen im 19. Jahrhundert. Dvorak schuf eine lebensvoll-anmutige, von Natürlichkeit strahlende Sinfonie, ein Werk voller Licht und Luft, voller Leben und Fröhlichkeit.