In den fast zwei Jahrzehnten, die Feidman als Solist und Lehrer in Tel Aviv bleibt, ent wickelt sich die Grundlage seines heutigen Verständnisses von Musik schlechthin als einer „Sprache der innersten Seele“, als universelles Mittel der Kommunikation zwischen Mensch und Mensch, zwischen Mensch und Gott. Anfang der siebziger Jahre verläßt Feidman die Philharmoniker und beginnt, das schon fast untergegangene musikalische und spi rituelle Erbe der zweitausen^jährigen Wan derschaft seines Volkes durch die Länder der Erde aus dem Dunkel der Vergangenheit zu holen und initiiert damit die weltweite Renaissance des Klezmer - inzwischen ein selbstverständlicher Bestandteil der Welt musik. Dabei öffnet er nicht nur das ursprünglich ausschließlich osteuropäisch verstandene Repertoire für die Vielfalt jüdischer Musik aus aller Welt - Geschenk der Diaspora -, sondern ebnet der sogenannten „Folklore“ durch sein entschlossenes, über jeden Ein wand hinwegspielendes Brücken-Schlagen auch den Weg auf die klassische Konzert bühne. So sind in einem Klezmer-Konzert Feidmans ein jüdisches Gebet neben einem Gershwin medley zu hören, einer Improvisation über ein Thema aus Mahlers 1. Sinfonie folgt eine alte canaanitische Melodie, ein bulgari scher Freilach oder ein Ladino-Song und Scott Joplins „Ragtime“ kann in Schuberts „Ave Maria“ übergehen. In Deutschland, wo der außergewöhnliche Erfolg des Klezmer 1984 mit Feidmans Auf tritt in Peter Zadeks inzwischen legendärer „Ghetto“-Inszenierung beginnt, werden seine Konzerte über das rein musikalische Erlebnis hinaus zum Medium eines neuen