des Israel Philharmonie Orchestra nach Tel Aviv und wird dessen jüngster Solobläser. Für den jungen Argentinier, der kein Wort hebräisch spricht, ist die Begegnung mit dem fremden Land, das das „Gelobte“, in der Familienüberlieferung seit Generatio nen ersehnte ist, schwierig und entschei dend fruchtbar zugleich. Er arbeitet mit allen großen Dirigenten dieser Zeit, er leistet im Sechs-Tage-Krieg seinen Militärdienst mit Konzerten an der Front, in Lazaretten und Krankenhäusern, wo verwundete Israelis und Araber nicht selten nebeneinander liegen und die gleiche Melodie hören wollen, und er beginnt, sich mit dem (multi-)kulturellen, philosophi schen und historischen Kern des Klezmer auseinanderzusetzen. Zwar wird im Israel der sechziger Jahre alles, was mit dem Begriff Jiddisch“ zu sammenhängt, als Synonym für die mit un erträglichen Erinnerungen belastete Ver gangenheit eher verdrängt. Aber er findet in den fast vergessenen Melodien der im Lande Verbliebenen, Juden wie Palästinen ser, den Nachhall hebräischer Musik aus biblischer Zeit und stößt auf die judeo-ara- bische Musik der nach Arabien, Nordafrika und Spanien ausgewanderten sephardischen Juden. Dazu kommen die von der Tradition ihrer jeweiligen Herkunftsländer gefärbten Klänge der aus der Türkei und Persien, aus Indien und China Heimgekehrten. Gleichzeitig erkennt er in den mystischen Traditionen des Judaismus eine - neben dem Chassidismus seines osteuropäischen Fami lienerbes - zweite Grundlage seines Verständ nisses von dem, was Klezmer sei: eine Auf forderung, in den Tönen, die man erzeugt, wahrhaftig zu sein, sich selbst zu erkennen und für andere erkennbar zu machen.