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WM Leipziger Allgemeine Zeitung. ZM und Auslandes. 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gcseh!» Spante«. (APariS.) — Großbritannien. — Kranrreich. (k Paris; *Lyon.) — »elgie«. — »entfchlan». (SAus Deutschland; ; Hannover; Württemberg; »Ms Holstein; Braunschweig; Lübeck.) — Arentz«n. (-«Berlin; mBerlin; DKöln.)—«utzland und Asien. Serbien. (Belgrad.)— Türkei. (VKonstantinopel.) — BrafUte». CRio Janeiro.)— Handel und jFndufirie. — Ankündigungen. 2tParis, 29.Nov. Die Sitzung des CongresseS wurde am 22. Nov. durch eine Verhandlung über das Protokoll der vorigen Sitzung eröffnet. Der Graf de las NavcS bemerkte, daß darin die Anzeige übergangen sei, daß der Regent sich an die Spitze der gegen Barcelona marschirenden Truppen stellen werde, und er benutzte diese Gelegenheit, um den fraglichen Entschluß Espartcro's als einen unpo litischen und selbst unconstttutionellen darzustellen. Der Graf de laS NaveS wurde in seinem Vortrag alle Augenblicke durch de« Präsiden ten unterbrochen und von demselben vier Mal zur Ordnung gerufen. Nach ihm bestieg Hr. Lopez die Rednerbühne, um in demselben Sinne zu sprechen wie der Graf de laß Raves und um außerdem gegen die von der Regierung beabsichtigte Vertagung der CortcS zu protestircn, die er gleichfalls für eine „unconstitutionelle" Maßregel erklärte. Auch Hr. Lopez würde mehrmals durch Hrn.Olozaga unterbrochen, der. sich dafür heute den bittersten Tadel seiner bisherigen Freunde gefallen las sen mußte, die ihm vorwarfen, daß er durch sein Verfahren im Inter esse der Regierung jede weitere DiScussion der Cortes habe ersticken wollen. Nach Hrn. Lopez erhielt der Marineminister daS Wort und las das vom 21. Nov. datirte Decket vor, durch welches die Cortes „einstweilen" vertagt werden. Die coalisirte Presse ergießt einen eben so maßlosen als unbegründeten Tadel über diesen durch die Umstände ganz unumgänglich nothwendig gewordenen Schritt deS Cabinets. „So bat also, ruft daS Eco delüomercio au», die Regierung die Mitwir» kung des gesetzgebenden Körpers, die ihr so offen und auftichtig ange- botcn wurde, zurückgewiesen!- Die Staatsgewalt ist jetzt ohne andere Controle als die der Presst, deren Schicksal von einem Ferman ab hängt, de« man heuchlerischerweise durch die Umstände motiviren kann. Aber die pflichtciftigsten Vertreter der Nation haben den unconstitu- tionellen Charakter der Prörogirüng und Lie Unkluaheit der Abreise des Regenten Nach CatachnieN anerkannt, und es ist an der Nation und an der Nationalgardr, selbst Ilber die Aufrechterhaltung unserer Institutionen zu wachen." Dq» Eco del Eomercio nimmt überhaupt die Miene an, als ob es Gesetz und Bevfassung jetzt mehr als je be droht glaube, und cs gibt zu verstehen, -daß, „wenn der Regent feine geraden Gesinnungen länger durch treulose Rathgeber irreführen lasse", wol die Zeit kommen könne, wo ihn , trotz aller seiner Verdienste um die Nation, ein ähnliches Schicksal treffen werde wie die Königin Marie Christine, die einst die Mutter derNation genannt worden, oder wie Don Diego Leon, Lessen glänzende Eigenschaften und rühmliche'Lha* ten ihn nicht vor der Straft, die Lem Verschwörer gegen die spanische Freiheit gebühre, haben schützen können. —Die Oppositionsblät- ter schicken sich überhaupt an, für den barceloneserAufstand gegen Lie Regierung Partei zu nehmen. Der ministerielle Patriot« nimmt von Liefer Wendung der coalisirte« Presse Veranlassung zu einem Artikel, der auf ernstliche ReactionSgedankrn der Regierung hinzuweisen scheint. „Wir stimmen diesmal der Opposition bei, sagt der Patriot«; die Re gierung hat Lie Schuld,ad«v daß Ministerium Rodil hat sie nicht allein, sondern Ler größteTtzeil derselbe» Mt auf die provisorische Regentschaft und auf Lail- Mwustermm OpHakß. Die provisorische Regentschaft hat schuld, well sie Has ErjHemeu jener Brandschristen duldete, welche unter der.repMikqmschen WM. die von der Nation und von der Verfassung »ich; minder verworfenDikd als die carlistische, alle Tage die erttguM Gleichheit aller KlaM und die gleichmäßige Bertheilung deS Reichthumö predigen, Dingt, ,jü deren Verwirklichung sich nur durch Plünderung undTovtschlagder Versuch machest läßt. Sic hat die SchMd, wen' sit eß ruhig geschehest ließ, daß man den Thron direct angriff. Sie hat die Schuld, -weit sie- dstrch ihr beschau^ liches Verfahrest die unselMeN Präeedentien bildete, .mach denen sich di- folgenden Ministerien richtetest. Aber auch dHS Ministcrium Gon zales hat Schuld, und ^zM zuerst, weil es nach der Unterdrüchng des OetobemufruhrS. Latz MMest vp« Saragossa Legen den Aufruhr in Barcelona nicht vollzog. CS-hat Schuld, weil es die Strenge des Gesetzes nicht gegen Diejenigen anwendete, welche sich in Barcelona, nachdem die Gefahr schon vorüber war, als oberste Junta constituir- tcn und alle Catalonier gegen die Regierung in die Waffen riefen. Es Kat Schuld, weil es drei Bataillonen der Nationalgärde in Barce lona die Waffen zurückgab, welche sie größtentheils nicht würdig wa ren zu tragen. Es hat Schuld, weil es die innere Courtine der Cita- dcllc dcmolirt ließ, statt dieselbe auf Kosten Derer, die sie hatten abtragen lassen, wieder aufzubaucn WaS das Ministerium Rodil betrifft, so hat cS Schuld, weil cs, durch Erfahrungen und Enttäu schungen belehrt, sich über das Beispiel seiner Vorgänger hätte er heben sollen. Es hat Schuld, weil eS mit dem Gesetze bewaffnet, den Feinden der Verfassung hätte den GarauS machen sollen, unter welcher Marke sie sich auch verstecken, unter welchem Vorwande sie auch gegen die Constitution ankämpfcn mochten. ... Wenn Blutströme die Straßen einer volkreichen Stadt färben, schließt der Pattiota, wenn die Beamten Ler Staatsgewalt geopfert werden, wenn die Anarchie herrscht, und das Geschütz, die Häuser der Bürger niederwirft, dann ist es die Pf-cht der Presse, der constitutionellen Presse, sich an die Regierung anzuschließen, um sie zu stärken, um ihr zu helfen die Ordnung wie der hcrzustcllen und das Gesetz wieder zur Anerkennung zu bringen, und Die, welche anders handeln, sündigen gegen ihre Pflicht und sün digen gegen ihr Vaterland, auch ohne es vielleicht zu wollen."— Oie heutigen Nachrichten aus Catalonien sind ohne großen Belang. Man sieht aus ihnen, daß in Barcelona noch Alles auf dem alten Flecke steht, was eben so viel heißt, als daß di« Jnsurrection seit gestern ei nen neue« Rückschritt voq 24 Stunden gemacht hat. D>e in Barce lona ansässigen Engländer und Franzosen haben die Stadt in Masse verlasst«. Ein einziges Schiff hat 400 Franzose» in Port-Vcndres ans Land gesetzt. Ob es zur Beschießung der Stadt kommen werde, cheint indessen noch ungewiß. Der republikanische Aufstandsversuch deS Don Abdon Terradas in Lampurdan ist bereits gescheitert. DaS übrige Catalonien bleibt ruhig, ungeachtet von einigen Städten der Provinz nichtssagende und wirkungslose Manifestationen ru Gunsten des bar- cclonaer Aufruhrs auögegangc« sind. Die Provinzialdeputation von Le- rida hat, auf die erste Nachricht von jenem Ereignisse, eine Adresse an die Regierung geschickt, in welcher sie dieselbe ihrer unwandelbaren Treue versichert. Die von de« madrider Blättern veröffentlichten amt lichen Berichte deS Generals van Halen bringen wenig Neues, das der Erwähnung verdient, über den Ursprung und den Hergang der Insur rektion. Man ersieht aus denselben, daß der Mangel unter der Gar- ZisoN vön'Barcelona wirklich unglaublich groß, und daß die von den Truppen beobachtete Haltung unter diesen Umständen wahrhaft bc- wun-erüngswürdig war. — DerJnfant Don Francisco de Paula >at sich mit der größten Bestimmtheit gegen den Aufstand und für die Regierung erklärt. G * o ß b r i ti»« « i e London, 28. Nov. Die gelungene Emeute zu Barcelona scheint mit keiner der iltern Parteien, die vor kurzem neck auf der pyrenäischcn Halbinsel ämpstcn, in Verbindung zu stehen. Die Einwohner Barcelonas kön nen weder Don Carlos', noch Marie Christinens Fahne aufpflanzen. Beide sind zu sehr verachtet und verabscheut. Eben so wenig wagen sic aber »iS jetzt Grundsätze zu bekennen, die ihnen allerdings mehr entspre chen, nämlich RepulMnismuö und Constitution von 1812. Der gc- enwärtige Aufstand ist hauptsächlich antimlitairisch. Es ist eine Rache ür die Unterdrückung deS frühem Aufstandes durch das Heer. Der mhere Aufstand, anfänglich durch carlistische Grausamkeiten und Ex- ccssc veranlaßt, war gegen die Citadelle gerichtet, welche die Einwoh ner von Barcelona nicht bloß, weil sie der Schauplatz der Metzeleien des Graftn d'Espana gewesen, sondern auch weil ihre Geschütze die Hauptstraßen und Viertel der Stadt beherrschten und bedrohten, nie- >crzurcißen entschlossen waren. Mehre andere Gründe trugen dazu >ci, das Militair in Barcelona unpopulair zu machen. Bei der jetzi gen Zerrüttung der spanischcy Finanzen ist icde Ortschaft verpflichtet,