Sibelius wollte nicht einmal, daß seine Frau die Arbeiten aus den letzten - beinahe dreißig - Jahren zur Kenntnis bekam. „Nicht an rühren“, war auf seinen Notenstapeln zu lesen. Er hat kurz vor seinem Tode auch diese Stapel vernichtet. eigenem Zeugnis - einiges geschrieben, aber nichts, „was ich mit ruhigem Herzen der Öffentlichkeit hätte geben können“. Eine jugendlich-geistige Vitalität hatte sich jedenfalls noch der greise Sibelius bis ans Ende seiner Tage - er wurde immerhin knapp 92 Jahre alt - bewahren können. In der Zeit seines Schaffens war Sibelius trotz einer sehr zurückgezogenen Lebens weise zu keiner Zeit ein „verträumter Hinter wäldler von der finnischen Seenplatte“ (Adorno). Die „Weise“ seines Landes in sei nem Werk zu entdecken, bedeutete keines wegs, sich bei der Suche danach vorder gründig auf Zitate von Volksliedmelodien zu beschränken. Sibelius reflektierte im Ge genteil die künstlerischen und politischen Strömungen seiner Zeit, nationale und allge mein europäisch-musikalische Richtungen der Spätromantik, des Neoklassizismus und der aufkommenden Atonalität. Daraus ent wickelte er eine eigenständige Musiksprache. Und hier ist das finnische Moment nur mittel bar erkennbar, über rhythmische Eigenheiten oder volksmusikähnliche Melodieanklänge. Trotz einer Vielzahl an Tonschöpfungen aus den unterschiedlichsten Bereichen liegt