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Spanien. (A.Paris.) — Grotzvritannien. — Frankreich. (-1-Paris; »Metz.) — Belgien. — Niederlande. ("Aus Java.) — Deutschland. (München; «-Dresden; Hannover; sFrankfurt a. M.) — Preußen. (sAus Ostpreußen; «Berlin; »Berlin; DKöln; »»Posen.) — iVefkerreich. — Schweiz. (Von der Schweizcrgrenze; sVon der nördlichen Schweizergrenze.) — Bereinigte Staaten von Nordamerika. — Brasilien. — Handel und Industrie. — Ankündigungen. Spanien. 2sParis, 17. Nov. Die coalisirten madrider Blätter sind durch die doppelte Erklärung der Regierung zwar nicht zum Schweigen oder gar zum Widerruf, wohl aber augenscheinlich aus der Fassung gebracht. In der That ist cs nicht möglich, kalten Blutes und klaren Geistes so verworrene Repliken zu geben, als mehre der bedeutend sten Oppositionsblätter den Manifesten der Gaceta entgegensetzen. Wenn man sich durch die langen und verwickelten Perioden hindurch- gewundcn hat, in welchen das Eco del Comcrcio, der Heraldo, der Corresponsal den positiven Erklärungen der Gaceta über das Nichtvor handensein der der Regierung untergeschobenen Prostete antworten, so ist man in großer Verlegenheit darüber, was diese Blätter nun eigent lich mit ihrem Schwalle von Worten haben sagen wollen. Nur hier und da läßt sich ein halbwegs klarer Gedanke aus der Flut nichtssa gender Redensarten hcrausgrcifen. So äußert daß Eco del Comercio eine ziemlich kindische Genugthuung darüber, daß die Regierung we nigstens die Wichtigkeit und Bedeutung der Presse durch die Wider legung der von ihr erhobenen Anklagen anerkennt, ja man könnte aus seinen Worten sogar schließen, daß cs bei seinem Eintritt in die Coa- lition nichts Anderes beabsichtigt habe, als die Regierung zu einer sol chen Art von Huldigung gegen die Macht des Journalismus zu zwin gen. Das Eco del Comercio erklärt übrigens feierlichst, daß seine An griffe nie über das Ministerium hinaus gezielt haben, und daß die Ga ceta Unrecht thuc, dem Ministerium den Namen und den Charakter des Regenten als Schild vorzuhalten. Der Heraldo stellt sich, als glaube er nicht an die Versicherungen des Organs der Regierung. Was den gleichfalls moderadistischen Corresponsal anbetrifft, der übri gens weit verständiger ist als daS Hauptorgan dieser Partei, derHe- raldo, so nimmt er die Erklärungen der Gaceta utilitär an, aber, sagt er, die Fortdauer der Coalition der Presse ist nichtsdestoweniger nöthig, um darüber zu wachen, daß die Regierung ihre Versprechungen auch erfülle. Wenn übrigens von manchen Seiten angenommen wird, daß die Protestation der Regierung gegen den ihr zugeschriebenen Plan, die Minderjährigkeit der Königin zu verlängern, sich nur auf die Voraus setzung einer eigenmächtigen, verfassungswidrigen Bewerkstelligung die ser Maßregel beziehe, so widerspricht die Fassung der in der Gaceta veröffentlichten Documente dieser Ansicht durchaus nicht. Der Wort laut sowol als der Geist dieser Erklärungen schließen es gar nicht aus, daß die Negierung eine Abänderung des die Volljährigkeit betreffen den Artikels der Verfassung durch außerordentliche Cortes für zulässig halte, und man dürfte sie keineswegs des Widerspruches mit sich selbst beschuldigen, wenn sie früher oder später eine legislative Maßregel die ser Art auf dem angedeuteten Weg einlcitete. Unbegreiflich dagegen würde eS sein, wenn ein solches Vorhaben von Seiten einer wahrhaft freisinnigen und aufgeklärten Partei, welche das Fortbestehen der jetzi gen Ordnung der Dinge in Spanien und ihre organische.Weiterbil dung aufrichtig will, wenn es von Seiten einer solchen Partei Wider stand und Hindernisse fände. Denn waß könnte man von der Schein- rcgierung einer vierzehnjährigen Königin anders erwarten als Schwäche, Jntriguen, Unbeständigkeit, Günstlingsherrschaft, kurz alle die Uebel, welche sich von jeder Regierung unzertrennlich zeigen, die ein unweises Gesetz in Hände gelegt hat, welche absolut unfähig sind, sie zu füh ren. — Der Patriot« widerlegt das vom Archive Militär ausgcgangene Gerücht, daß die Regierung im Begriff sei, das stehende Heer von so,OOS auf 60,000 M. herabzufetzcn. Daö halbamtliche Abendblatt erklärt eine solche Maßregel sür unvereinbar mit dcm Interesse der öf fentlichen Sicherheit, und es fügt hinzu, daß die Regierung, trotz ib- zuwirkcn. Dasselbe Blatt kündigt die bevorstehende Rückkehr des Hrn. Olozaga an, welcher allem Anscheine nach den Zweck seiner Sendung vollkommen erreicht habe. Durch die belgische Thronrede und die auf sie gefolgten Mittheilungen an die belgische Legislatur haben wir be reits die Bestätigung dieser Angabe des Patriot« erhalten. Damit fallen denn auch die Gerüchte vollends über den Haufen, denen zufolge die kommerzielle Sendung des Hrn. Olozaga ein bloßer Vorwand war, hinter welchem sich eine politische Mission verbergen sollte. — Die Re gierung hat eine zahlreiche Commission zur Ausarbeitung eines Ent wurfs zur schließlichen Lösung der vcrhängnißvollen Baumwollen frage niedergesctzt.— Die Nachrichten aus dcmM«estrazgo werden immer beunruhigender. Die Bandcnchefs Ramon Ruiz, Peiiaroga, Miralles und Andere halten die kleinen Ortschaften in beständigem Alarm und streuen eine Menge von Proclamationen unter daS Volk, worin sic, unter dem Titel von Commandantcn des königl. Heeres von Valencia, die Anhänger des legitimen Thrones und der römisch-katho lischen Religion zu den Waffen rufen. Obgleich Styl und Orthogra phie dieser merkwürdigen Dokumente nicht minder barbarisch sind als der Charakter der Generale Sr. Maj. Don Carlos' V., von denen sie ausgehen, so steht doch zu befürchten, daß sie auf das fanatische Landvolk des Maestrazgo, des letzten Schauplatzes des Bürgerkriegs, einigen Eindruck machen. Schon haben die Banditen 25—30M. stark eine ganze Reihe von Ortschaften überfallen, namentlich Mata, AreS, Zurita, Vallibona und Castellfort. Ueberall haben sie geplündert, zer stört, Einwohner fortgeschleppt und hier und da auch aus bloßer Mord lust Blut vergossen. Man verlangt eine Verstärkung der Truppen, um diesem Unwesen ein Ende zu machen, denn Morella hat in diesem Augenblicke nur 300 M. Besatzung, und diese sind bei der zweideuti gen Stimmung der Einwohnerschaft der Stadt, in welcher Cabrera seine letzte Zuflucht sand, kaum zur Bewachung dieses Punktes hinrei chend, geschweige daß durch sie die Sicherheit der Umgegend wiedcrhcr- gcstellt werden könnte. Großbritannien. London, 16. Nov. In der am 12. Nov. ausgegebencn außerordentlichen Nummer der'Gazette werden dje Häfen von Wellington, Auckland und Russell in Neuseeland zu Freihäfen erklärt. — Die Times nimmt wieder einmal Notiz von den Unwahrheiten, von denen die französischen Darstellungen der Vorfälle in Afghanistan, Ostindien unb China voll sind. Sie sagt: „Das Journal des Debats erzählt uns etwas ganz Neues, nämlich: «Wo die Engländer sich fest- setzrn, wird das Land vor ihnen verlassen. Die Chinesen bringen all ihr Eiaenthum weg, und binnen wenigen Wochen sind die Engländer ohne Hülfsmittcl. Die englische Garnison auf Tschusan ist buchstäb lich ausgehungert worden. Auf der Insel Kculungson, kaum eine Viertellieue von der reichen und bevölkerten Stadt Amoy, ist die eng lische Garnison genöthiat, ihre Lebensmittel vom Kantonfluß, aus Hong-Kong und aus Macao herbcizuschaffen. Zu Ningpo, einer Stadt von 2—3Ü0,000 Einwohnern, vermochte eine Garnison von 8VV M- weder für Geld noch durch Gewalt Lebensmittel zu bekommen.» Wir in England, wo wir doch genau unterrichtet sein müßten, wissen nichts von dieser beunruhigenden Räumung des Landes vor der englischen Ar mee. Vielmehr lesen wir von Vertheilung der Rcgicrungsvorraths- magazinc unter das chinesische Volk, nicht aber von einem «Aushun gern» unserer eignen Truppen. Auch scheint es durchaus nicht, als ob die Masse des Volks, wenn der erste Schrecken vorüber ist, einen ölchcn entschiedenen Abscheu hege, wie das Journal des Debats uns rzählt. Aber selbst daS Aufgcbcn einzelner Stellungen, welche frü- .her mit Gewalt von den englischen Truppen eingenommen worden, würde keineswegs einen solchen Sieg über unser Vcrpflegungswcscn >cweiscn. Unsere Politik ist nicht aüfs Besetzen gerichtet. Wie diese ZW5 Leipziger Allgemeine Zeitung. SZS und Auslandes. 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» rcs lebhaften Bestrebens, die öffentlichen Lasten möglichst zu erleichtern, doch nie daran gedacht habe, durch eine unverhältnißmäßige und gc- , jährliche Verminderung der bewaffneten Macht auf diesen Zweck hin-^Politik sein sollte, ist eine andere Frage, allein cs würde offenbar al-