geb. 5.(17)6.1882 in Oranienbaum (St. Petersburg); gest. 6.4.1971 in New York 1903 in St. Petersburg Privatschüler von RimskiKorsakow 1905 Diplom in Rechtswissenschaft 1909 Zusammentreffen mit Diaghilew, für dessen „Ballets- Russes“ er mehrere Werke komponierte und in Paris aufführte 1910 - 1914 Aufenthalt in der Schweiz, lebte seither im Exil 1920 -1939 lebte in Frankreich, wurde 1934 frz. Bürger, ging nach Kriegsbeginn in die USA (Kaliforni en), 1945 amerik. Staatsbürgerschaft zeigt auch sein unkonventioneller Umgang mit der eigenen Kunstausübung. Wie sein Freund Pablo Picasso, der bei fast jedem Bild eine neue Technik ausprobierte, stellte sich Strawinsky ständig neue Aufgaben und versuchte, neue Ausdrucksmittel zu ergrün den und in andere musikalische Bereiche vorzustoßen, niemals an dem einmal er reichten Leistungs- und Erkenntnisstand hängen zu bleiben. Niemand hat die Aus drucksformen so oft, so völlig und so brüsk gewechselt wie er. Seine Neugier war die Triebfeder für alles. Sie zeichnete ihn aus, gab aber auch vielfachen Anlaß zu Verwir rungen sowohl unter Gegnern als auch Freunden. Es mochte für den einen be wundernswert, für den anderen problema tisch sein, mit welchem Selbstverständnis sich Strawinsky innerhalb der einzelnen musikalischen Stile bewegte und sie alle freimütig benutzte. So experimentierte er mit dem Jazz und mit der Dodekaphonik (Zwölf-Ton-Musik), wendete italienischen Belcanto ebenso an wie russische Folklore, liebte die Klassik der Haydnschen Sinfonik nicht weniger als das postromantische Superorchester oder mischte die strenge Polyphonie der altniederländischen Schule mit surrealistischen Übertreibungen. Er benutzte diese unterschiedlichen Stilrich tungen als eine eigene Spiegelung in frem der Musik, nahm sie auf, ahmte sie jedoch nie gänzlich nach, tat nur gelegentlich so, als wolle er kopieren. So ist sein umfangreiches, vielfältiges, ja vielschichtiges und stilistisch sehr wider sprüchliches Lebenswerk nicht auf einen Blick erfaßbar oder gar unter einem ge meinsamen Aspekt zu subsumieren. Auch sind seine, mitunter sich widersprechenden ästhetischen Anschauungen nicht immer