Immer wieder haben sich Virtuosen, Dirigenten und Kom ponisten bemüht, den Orchesterpart „zu ver bessern“, Carl Tausig bearbeitete z. B. das e-Moll-Konzert, und kein Geringerer als Richard Wagner revidierte diese Fassung. Der Wagnerapostel Karl Klindworth bemühte sich im gleichen Sinne um das f-Moll-Konzert. Doch keine dieser Bearbeitungen konnte sich durchsetzen, denn sie verfälschten nicht nur Chopins Inten tionen, sondern nahmen den Werken deren unbekümmerte Frische. naive Jugendwerke und der Komponist wäre eigentlich ein ausgemachter Miniaturist und Aphoristiker gewesen, der nur mühsam die große Form beherrscht habe, sollte sich angesichts des frühen f-Moll-Konzertes von selbst erledigen. Denn gerade dieses Werk ist ein großer emotionaler Wurf, angesiedelt zwischen Leidenschaft und Versunkenheit. Jede, wie auch immer geartete Kritik darf einfach nicht übersehen, daß dem Kompo nisten zu dieser Zeit weder Mozarts noch Beethovens Klavierkonzerte bekannt gewe sen sein dürften. Die wußten ihrerseits in unvergleichlicher Weise die Form des Dialo gisierens zwischen Solo und Tutti zu reali sieren. Es waren die statischen Virtuosen konzerte seines zeitweiligen Lehrers Johann Nepomuk Hummel, wie sie Chopin vor Augen waren, die nichts weiter kannten, als die akrobatischen Fähigkeiten des Solisten so recht in den Vordergrund zu rücken. Zu dem war Chopin niemals ein musikalischer Revolutionär wie Beethoven oder Wagner. Seine Persönlichkeit war so anders. Seine Musik glühte inwendig. Er war ein Rebell der Seele, nicht der Faust. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann sich auch das Musikverständnis sehr stark zu wandeln. Die virtuosen Elemente, die akro batischen Fertigkeiten der Solisten wurden weitaus mehr gefragt, waren zur Mode ge worden. Doch Chopins frühreife Kunstfertig keit und sein geistvoller Umgang mit der musikalischen Materie, sein unverwechsel barer Tonfall und dessen enorme Suggestiv kraft haben seine Kompositionen weit über die zahllosen Virtuosenkonzerte seiner Zeit erhoben, haben sie zum dauerhaften Bestand unserer heutigen Konzertsäle ge macht.