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Sonntag Nr. S. S. Januar 1842 WM Leipziger Allgemeine Zeitung.ZM und Auslände«. 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Grotzbritannien. (tkondon.)- Arankreich. (f-PanS; Paris.) - Deutschland. (^-München; Leipzig; Kassel; -j-Darmstadt; ^-Frank furt a. M.) - Mveutzen. ((-) Berlin; ---Berlin; "-Berlin; Koblenz.) - »esterreich. (-Prag.) - Schweiz. (f-Aus der Mittlern Schweiz.) - Bereinigte Staaten von Stordamerika. — Handel und Industrie. (-Hamburg; -Frankfurt a. Mg Hamburg.) - ycnkünbigungen. G v o H b r i t a n n i e n. London, 2. Jan. s ^Das Morning Chroniclc begleitet daS scheidende Jahr mit der Betrachtung: „Manche Jahre haben die Welt mit einem mehr er sichtlichen Abschicdsseaen für die Menschheit verlassen und mit schein bar glänzendem Aussichten für ihre Nachfolger. Der erste Lichtstrahl des Jahres 1842 wird manche traurige Scene des Mangels, des Elends und der Verzweiflung erblicken. Auch wird er die eigennützige Macht beleuchten, welche diese Leiden hcrvorgcrufcn hat und noch da von träumt, den Anfodcrungen der Gerechtigkeit Widerstand zu leisten. Zwei Legate hat das sterbende Jahr hinterlassen, die hinreichend sind, es denkwürdig zu machen. Es hat uns die sehr zweifelhaften Ge schenkt des Toryismus im Staat und des Puseyismus in der Hoch- kirchc vermacht. Wir betrachten weder das eine noch das andere als ein «Recht »um Genuß», auch wünschen wir sie weder für uns noch fiir unsere Nachkommen «auf immer zu besitzen». Dennoch mögen sie, wie andere Gifte, Heilkräfte enthalten und eine Perle sich finden rm Kopfe der häßlichen Kröte. Beide haben wahrscheinlich Dinge zu verrichten, die sich durch bessere Hände nicht thun ließen." — Während des Jahres vom 15. Dec. 1840 bis zum 14. Dec. 1841 wurden in London 7505 Knaben und 7629 Mädchen, zusammen also 15,134 Kinder getauft, und 7193 Personen männlichen Ge schlechts, 7406 Personen weiblichen Geschlechts, zusammen also 14,599 Personen beerdigt. — Die Vorbereitungen zu einer glänzenden Aufnahme des Königs von Preußen in England beschränken sich nicht mehr auf den Hof, sondern ganz London rüstet sich bereits, die Anwesenheit „des größten protestantischen Monarchen des Continents" mit allem Glanze zu um geben, dessen diese reiche Handelsstadt fähig ist. Von allen Seiten vereinigt man sich in der Auffoderung, diese Veranlassung zugleich als eine Gelegenheit zu benutzen, dem Handel und der Industrie durch diese Festlichkeiten einen Ausschwung zu geben, dessen sie grade in die- serZeit vorzugsweise bedürfen und den sie sonst nicht erlangen würden. — In einer Versammlung der Municipalität von Dublin erhob sich O'Connell und fragte, ob die Mitglieder mit sich einig wären, in welcher Weise der Königin die an sie gerichtete Adresse überreicht wer den solle. Bekanntlich sei bei einer frühem Gelegenheit erwiesen wor den , daß diese Körperschaft das Recht habe, der Königin auf dem Throne sitzend Adressen zu überreichen. Jetzt frage sich, ob man das von den Vorgängern gegebene Beispiel befolgen wolle. Um die Meinung der Anwesenden zu erfahren, beantrage er, daß die Adresse der Kö nigin auf dem Throne sitzend überreicht werden solle. Ein Alderman wendete ein, da das Recht dazu fcststehe, sei cs unnöthig, überflüs sige Kosten daran zu wenden, da ja der Staatssccretair die Adresse eben so gut überreichen könne. Der Lordmayor erwiderte, Kosten solle die Stadt nicht davon haben, denn er mache sich selbst anheischig, sic der Königin auf dem Throne sitzend zu überreichen. Nach diesem An erbieten schloß sich die ganze Versammlung dem Anträge des Lord mayors einstimmig an. ff London, 1- Jan. Bei allen den vorhandenen Schwierigkei ten, welche einer Schlichtung der Differenzen mit den Vereinig ten Staaten anhängen, ist doch die Sendung Lord Ashburton's als außerordentlicher Botschafter nach. Washington als eine gute Vorbe deutung für die Erhaltung des Friedens zu nehmen. So wird sie wenigstens allgemein hier angesehen, weil die Wahl grade dieses Man nes eine Garantie zu bieten scheint, daß das hiesige Cabinct keinen Schritt zur Herbeiführung eines friedlichen Abkommens unversucht lassen will, das sich mit britischem Interesse vereinigen läßt. Solches ergibt sich aus den persönlichen Verhältnissen Lord Ashburton's, welche von der Art sind, daß in ihm, seines eignen Familicnintercsse wegen, Ar Wunsch höchst lebhaft sein muß, den Frieden zu erhalten. Lord Ashburton, früher Alexander Baring, bis 1835 seine Erhebung ins Oberhaus unter seinem jetzigen Titel erfolgte, ist seiner politischen und bürgerlichen Stellung nach zu gleicher Zeit Engländer und Ame rikaner. Als einer der Principale des Bankierhauscs Baring war er ange in Philadelphia ansässig, ist Unionsbürger und mit einer Ame rikanerin, der Tochtcr des verstorbenen Senators Bingham, der sich während des Unabhängigkeitskrieges als Freibeuter auszcichnetc und großes Vermögen erwarb, verheirathet. Die Familie Baring bietet eins der merkwürdigsten Beispiele, wie man in England durch praktischen Scharfblick, Ausdauer und glückliche Spekulationen von niederer Stellung zu Rcichthum, Ansehen und den höchsten Würden cmporstei- gen kann. Lord Ashburton soll von einem protestantischen Geistlichen aus Bremen abstammcn, und sein Vater war noch Handlungsdicncr in der City, brachte es aber schon zu einem der ersten Bankiers Eng lands und zum Baronet. Der jetzige edle Lord ist einer der reichsten Grundbesitzer Englands, wo ihm über 100,000 Acker Land gehören sollen, und zu gleicher Zeit Amerikas, wo er im Staate Pcnnsyl- vanien Eigcnthümcr ausgedehnter Ländereien ist. Man wirft ihm große Jnconsistenz der politischen Gesinnung vor. Als reicher Ban kier ins Unterhaus gewählt, galt er seiner Zeit für liberal und war einer der eifrigsten Gegner der Getrcidegcsetze, schon bei der Behandlung der Neformbill aber hatte er sich in den entschiedensten Tory umgc- wandelt, und nachdem er seine Handclsfonds in Landeigenthum an gelegt hatte, wurde er auch einer der unversöhnlichsten Getreidcmo- nopolisten. Lord Ashburton ist dähcr bei der liberalen Partei als ein treuloser Aufkömmling äußerst verhaßt, und wenn nichtsdestoweniger die Oppositionsblätter seine Wahl für eine Mission nach.den Verei nigten Staaten im Ganzen billigen, so ist dies ein Beweis, daß sic gut getroffen und der Mann am geeignetsten ist, das Friedcnsgeschäfl zu versuchen. In Einer Richtung hat Lord Ashburton, nicht wie in der Politik, eine ausdauernde Beharrlichkeit bewiesen, nämlich in der Ausdehnung des Rcichlhums und der Ehre seiner Familie. Von ihr war die politische Wankelmüthigkeit nur die Folge. Sie wird ihn auch bei seiner jetzigen Sendung ansporncn, wo möglich dieselbe mit gün stigem Erfolge zu krönen. Seine Mission, von welcher die Frage über Krieg und Frieden zwischen England und Amerika, vielleicht die Zukunft der beiden Länder abhängt, möchte für England wenigstens eine gleich große Bedeutung haben wie die Mission des Grafen Durham nach Petersburg, ihr Zweck liegt näher und ihr Ausgang kann von mehr unmittelbaren Folgen sein. Daß Lord Ashburton sei ner Aufgabe völlig gewachsen ist, wie er sich nach seiner persönlichen Stellung am besten dazu eignet, unterliegt keinem Zweifel. Was ihm einigermaßen cntgegcnsteht, ist, daß er in Amerika bei den Locofocos eben so verhaßt ist wie in England bei den Reformern, weil er in dem amerikanischen Parteikampf einen Einfluß zu Gunsten der dorti gen Whigs ausgeübt. Aber eben dieser Umstand macht ihn auf- der andern Seite auch wieder geschickt zu diplomatischen Unterhandlungen mit Hrn. Webster und der jetzigen Regierung.— Die mit dem Dampf boot Acadia angelangten amerikanischen Zeitungen bringen die dem Kongresse vorgclegtc Corrcspondcnz zwischen Hrn. Stevenson und den Lords Palmerston und Aberdeen über das Sch isfs Visitation srccht. (Nr.8.) Es möchte sich daraus schließen lassen, daß das hiesige Cabi nct nicht abgeneigt ist, in ctwas hinsichtlich dieses Streites nachzu- gebcn, indem man in der Corrcspondcnz einen Unterschied durch blicken läßt zwischen riecht ok svardi und ri^Iit vs Visitation, nach dem, wie amerikanische Blätter die Bedeutung der geführten Un terhandlungen richtig zu nehmen scheinen. Svarak ist die Untersu chung des Schiffes, zu erfahren, ob cs ein Sklavenschiff ist, Visi tation nur die Untersuchung der Papiere, ob Las verdächtige Schiff, mit amerikanischer, resp. englischer Flagge, diese wirklich mit Recht führt oder nur fälschlich annimmt. Einen Vertrag zur Begründung