haben und unterschiedlichste Musikstile lustvoll Kombinieren. Ganz im Gegensatz zum biblischen Bericht, daß durch den Posaunenklang die Mauern von Jericho eingestürzt seien, hat sich diese Instrumentenfamilie erst im 14. Jahrhun dert entwickelt und war aus der sehr viel älteren Zugtrompete entstanden. Sie gehört seither, in ihrer Grundkonstruktion kaum verändert, zum Standardinstrumentarium. Bereits die alten Meister der Zeit haben sie vielfach eingesetzt, anfangs z. B. im Zusam menspiel mit dem Zink oder der Trompete als Melodieinstrument, aber schon bald auch im reinen Posaunensatz. Denn schon Michael Praetorius beschrieb die kleinste, voll nutzbare Posaune - gemeint ist offenbar eine Alt-, keine Diskantposaune, deren Ein satzmöglichkeiten wiederum sehr begrenzt war - als ein Instrument, auf dem „auch Discant gar wol und natürlich geblasen werden kann“, also Melodien spielbar wären. Selbst Heinrich Schütz hat ebenso wie später Johann Sebastian Bach vierstim mige Posaunensätze geschrieben, also den homogenen Klang einer Instrumentenfamilie bevorzugt. Wichtig war für die alten Meister, daß die Posaune - entgegen anderen Blechblasinstrumenten - einen lückenlosen Tonvorrat hatte und Intonationskorrekturen leicht ausführbar waren. Hinzu kam der warme Klang, bestens geeignet, in Chor werken die Gesangsstimmen zu verstärken. In der Zeit der Wiener Klassik fanden diese Instrumente weniger Verwendung, besten falls für bestimmte klangliche Effekte - seit Gluck ganz im Sinne Monteverdis als Symbol für die Unterwelt/Hölle oder die Sphäre des Übernatürlichen und gleichsam Reli giösen (z. B. in Mozarts „Requiem“ oder in einigen seiner Opern, Beethoven u. a. im Baß- und Tenor posaune neben zwei Pommern, Querflöte und Trommel (Wandgemälde „Der Pfeiferstulil“ im alten Nürnberger Rathaus) „Gewitter und Sturm“ - Satz und im „Hirten gesang“ seiner Sechsten) - oder für beson dere Musiken (Beethoven komponierte drei „Equale“ - Trauermusikstücke - für Posau nenquartett). Aber nicht erst Gustav Mahler und Nachfolger haben die Bedeutung der Posaune für die Sinfonik erkannt, sondern bereits Franz Schubert hat die Klangmittel dieses Instrumentariums auch für leise Stellen, sowohl für blockhaft-akkordischen Einsatz als auch für solistische Passagen, verwendet (in der „Unvollendeten“ und der „Großen“ C-Dur-Sinfonie). Aber erst seit etwa 1830 zählen Posaunen, zumeist im drei stimmigen Satz, zur Standardbesetzung in fast allen großen Instrumentalwerken. Seither besteht die Instrumentenfamilie aus der Alt-, Tenor- und Baßposaune oder später in der Regel aus zwei Tenor- und einer Baß- bzw. Tenorbaßposaune. Und wenn Hector Berlioz in seiner bis heute gültigen Instrumentationslehre schwärmerisch den großen Ausdrucksbereich der Posaune rühmt, so können wir dem nur beipflich ten: „Die Posaune ist das wahre Oberhaupt jener Familie von Blasinstrumenten, wel che ich als Epische bezeichnet habe. Sie besitzt im höchsten Grade Adel und Groß artigkeit; sie hat alle ernsten und kräftigen Klanglaute erhabener Poesie, von den reli giösen, imposanten und ruhigen Akzenten bis zu den tobenden Ausbrüchen einer Or gie“. Im Jahre 1995 fand sich das „Courtois-Po- saunenquartett Dresden“ - aus Mitgliedern der Dresdner Philharmonie bestehend - zusammen. Diese Musiker suchen ihre Literatur in den unterschiedlichen Stilepo chen, wollen aber „die Wandlungsfähigkeit der Posaune von der samtigen Zartheit der Barockposaune (Nachbauten alter Instru- 14 15