eines älteren Landsmannes, Johann Kaspar Kerll (1627 - 1693), wurde herangezogen. Händel allerdings übernahm selten wörtlich, sondern überarbeitete solches Material - eigenes und fremdes - meist sehr gründ lich, „borgte“ sich bestenfalls die Grundidee und formte daraus neues Gedankengut. Das unterschied ihn z. B. von Bach, der in seinen „Parodien“ dem Original meistens sehr genau folgte, ganze Sätze aus älteren Werken einfach übernahm, sie bestenfalls leicht veränderte oder uminstrumentierte, in Vokalwerken gelegentlich nur einen an deren Text unterlegte. Der „Messias“ ist so eigentlich ein giganti sches „Anthem“ aus einer Sammlung ver schiedener Texte. Im Libretto von Charles Jennens gab es keine durchgehende Ge schichte oder die Gestaltung von Charakte ren wie in manch anderen Oratorien, viel mehr handelt es sich um eine Meditation, deren Inhalt sich aus den prophetischen Texten des Alten und aus den Briefen des Neuen Testaments ergeben hatte. Daraus entstanden aneinandergereihte Einzel nummern, die jedoch in ihrer Gesamtheit aufeinander abgestimmt und zu einem Die letzte Seite von Händels Partitur des „Messias“ in seiner Handschrift