i> DRESDNER O PHILHARMONIE wie ich gelebt - allein“. Schumann hatte in ei ner solchen inneren Zerrissenheit ein Stück sei nes eigenen Ichs entdeckt. Und da er immer wieder versucht war, etwas für die Bühne zu schreiben, plante er noch vor der Urauf führung seiner „Genoveva“ (1850) ein weiteres | Bühnenwerk, die Komposition einer ausführli chen Schauspielmusik zu Byrons „Manfred“. Er nannte das Werk später ein „Dramatisches Gedicht mit Musik“, gattungsmäßig „etwas ganz Neues und Unerhörtes“. Es umfaßt eine Ouvertüre und 15 Nummern auf wortgetreue Texte des Dichters, in denen neben Chor- und | reinen Instrumentalszenen das Melodram vor- | herrscht. „Aus der Verzweiflung komme ich nicht heraus und leb' und lebe ewig“ - solche Worte Manfreds könnten als Motto über der Ouver türe stehen, einem wahren genial-musikali schen Seelengemälde. Der ruhelose, in seiner | Natur zwiegespaltene Protagonist wird geschil- | dert, der in leidenschaftlich-erregten Ausbrü chen um Erlösung ringende und schließlich ver zweifelte und völlig resignierende Titelheld. Die Musik erstirbt am Ende und verliert sich in Auflösung. Im Gegensatz zur gesamten „Manfred-Musik“, die eine wirkliche Kenntnis der Dichtung voraussetzt, welche heute besten- I falls nur noch als Kultur- und Zeitdokument ! gekannt wird, hat sich die Ouvertüre über Generationen hinweg in den Konzertsälen lebendig erhalten als ein wahres Meisterwerk romantischer Empfindungswelt. Aufführungsdauer: ca. 12 Minuten Schumann dirigierte diese Ouvertüre erst mals am 14. März 1852 beim Leipziger Oewand- hausorchester, während die gesamte „Manfred- Musik“ unter Franz Liszts Leitung im Juni auf dem Weimarer Hof theater zur szenischen Aufführung gelangte. Die fünf Dresdner Jahre zwischen 1844 und 1849 sollten sich für die Schumanns recht schwierig gestalten. Denn allein Roberts Wunsch, Leipzig zu verlassen, war einer Flucht vergleichbar, und so wurden vermutlich viel größere Erwartungen auf Dresden gesetzt als sich schließlich erfüllen lassen sollten. Denn die große Hoffnung, zweiter Dirigent des Leipziger