„Hut ab, meine Herren, ein Genie.“ So forsch und unge künstelt begrüßte Schumann öffentlich den in deutschen Landen bisher unbe kannten Chopin. mann spielen. Sein gestrenger Vormund aber - der Vater war gestorben, als der Junge siebzehn wurde - bestimmte ihn dazu, die Rechte in Leipzig zu studieren. Schumann nutzte die Studienzeit weitaus mehr, sich musikalisch um zuhören. Im Klavierpädagogen Friedrich Wieck fand er einen nützlichen Lehrmeister. Aber schon ein Jahr später ging er nach Heidelberg zum angesehensten Juristen Deutschlands, Anton Thibaut. Dieser aber war auch als Musiker bekannt, und Schumann verlebte in seinem Hause anregende Stunden. Doch als der junge Mann dann selbst den geigenden „Hexenmeister“ Paganini in Frankfurt gehört hatte, stand sein Entschluß fest, selbst die Virtuosenlaufbahn einzuschlagen. Er kehrte nach Leipzig zurück, und Wieck wurde erneut sein Lehrer. Schumann wohnte in dessen Haus und übte wild entschlossen. Wiecks Tochter Clara, gerade elf Jahre alt, machte schnellere Fortschritte als der bereits Zwanzigjährige. Robert - äußerst ehrgeizig - suchte nach einer Beschleunigung seiner technischen Fertigkeiten und glaubte, durch Fixierung seines Mittel fingers mit einer Schlinge den Ringfinger zu kräftigen. Die Überstrapazierung der Sehnen wurde sein Verhängnis. Der Finger war gelähmt und die Virtuosenlaufbahn beendet, noch ehe sie begonnen hatte. Zu diesem kritischen Zeitpunkt seines Lebens wandte er sich end gültig den beiden Tätigkeiten zu, die fortan sein Dasein bestimmen sollten: dem Musik journalismus und der Komposition. Schumann komponierte fürs Klavier, entwarf schon bald ein Klavierkonzert und begann so gar, sich an einer Sinfonie zu versuchen. Gleichzeitig schrieb er Musikkritiken für die da mals weit verbreitete „Allgemeine Musikalische Zeitung“, die Leser mit einem bis dahin unge wohnten Ideengehalt und geradlinig-deutli chen Schreibstil überraschend. Dem verfilzten und in sich selbst verliebten Musikestablish- 10