Er begann, systematisch Volkslieder zu sam meln und war sich mit dem beinahe gleich altrigen Zoltän Kodäly (1882 - 1967) darin einig, eine kraftvolle Quelle gefunden zu haben, die der Kunstmusik neue Nahrung zuführen, ja neues Leben einhauchen könne. In der Zeit einer zunehmenden nationalen Be sinnung, wie in einigen anderen europäischen Ländern auch, hatten beide das ungarische Bauernlied in seiner Bedeutung als eine wirkliche eigenständige Kunstform erkannt und darin den Ansatz für die Schaffung ei ner nationalen Musik gefunden. So erhielt Bartöks Kunstverständnis eine völlig neue Richtung. Ein ganzes Leben lang hielt diese Leidenschaft, Lieder und Tänze aus den ländlichen Gefilden zu sammeln, an. Er übernahm daraus immer wieder neue Anre gungen für eigene Schöpfungen. Sein Stil begann sich zu verändern und sich von sei nen bisherigen Vorbildern zu lösen. Neue Aspekte kamen hinzu: z. B. eine harmoni sche Individualisierung seiner Musik, eine gewisse Verknappung der melodischen Mo- tivik und ein Hauch von Wildheit im Aus druck. In allen Lebens- und Schaffensphasen griff Bartök auf die Intonation der Bauernlieder zurück, ohne deren lebendigen Motive wirk lich zu zitieren. Er schuf seine Themen im mer selbst, so betrachtet, eine nahtlose Ver bindung von ethnischen und individuellen Elementen. Bartök hatte inzwischen auch in Ungarn seinen Ruf festigen können, nach dem seine Werke eher im Ausland, denn in seiner Heimat aufgeführt worden waren. 1935 ernannte ihn die ungarische Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitglied, eine Ehre, auf die der Komponist lange warten mußte. Paul Sacher, der berühmte Dirigent des Basler Kammerorchesters und legendäre