Werkeinführung • Richard Wagner, 1. Akt aus der Oper „Die Walküre“ Richard Wagners Szenenbeschreibung Erster Aufzug. Das Innere eines Wohn raumes. In der Mitte steht der Stamm einer mächtigen Esche, dessen stark erhabene Wurzeln sich weithin in den Erdboden verlieren; von seinem Wipfel ist der Baum durch ein gezimmertes Dach geschieden, welches so geschnitten ist, daß der Stamm und die nach allen Sei ten hin sich ausstreckenden Äste durch genau entsprechende Öffnungen hin durchgehen; von dem belaubten Wipfel wird angenommen, daß er sich über die ses Dach ausbreite. Mit schlichtem Holzriegel Um den Eschenstamm, als Mittelpunkt, ist nun ein Saal gezimmert; die Wände sind aus roh behauenem Holzwerk, hie und da mit geflochtenen und gewebten Decken behangen. Rechts im Vorder gründe steht der Herd, dessen Rauch fang seitwärts zum Dache hinausführt; hinter dem Herde befindet sich ein inne rer Raum, gleich einem Vorratsspeicher, zu dem man auf einigen hölzernen Stu fen hinaufsteigt: davor hängt, halb zurückgeschlagen, eine geflochtene Decke. Im Hintergründe eine Eingangs türe mit schlichtem Holzriegel. Links die Türe zu einem inneren Gemache; weiter vorne auf derselben Seite ein Tisch mit einer breiten, an der Wand angezimmerten Bank dahinter und höl zerne Schemeln davor. Die Szene beginnt Ein kurzes Orchestervorspiel von hefti ger, stürmischer Bewegung leitet ein. Als der Vorhang aufgeht, öffnet Sieg mund von außen hastig die Eingangstü re und tritt ein: es ist gegen Abend; star kes Gewitter, im Begriff, sich zu legen. - Siegmund hält einen Augenblick den Riegel in der Hand und überblickt den Wohnraum: er scheint von übermäßiger Anstrengung erschöpft; sein Gewand und Aussehen zeigen, daß er sich auf der Flucht befinde. Da er niemanden gewahrt, schließt er die Türe hinter sich, schreitet mit der äußersten Anstrengung eines Todmüden auf den Herd zu und wirft sich dort ermattet auf eine Decke von Bärenfell. Die Rollen Sieglinde Als Sproß der Welfen ist sie Tochter Wotans und die Schwester Siegmunds, mit dem sie eine Liebesbeziehung trotz ihrer ehelichen Bindung mit Hunding eingeht, dem sie allerdings gewaltsam angetraut wurde. Aus ihrer Liebesverei nigung mit Siegmund geht Siegfried hervor, der jedoch seine Eltern nicht mehr erlebt, da Siegmund im Kampf mit Hunding und Sieglinde nach der Geburt Siegfrieds stirbt. Bereits das Paar Sieg- linde/Siegmund war für Wagner ein Ansatz, den Menschen der Zukunft zu formen, der sich in Siegfried und Brünnhilde nicht behaupten, aber doch