Zum Programm Konzerte mit einem reinen Beethoven-Pro gramm haben etwas Besonderes und - wie immer wieder in Konzertveranstaltungen zu beobachten ist - sogar etwas Unvergleichli ches. Weder ein kompletter Bach-, noch ein ganzer Mozart-Abend, auch kein zyklisches Brahms- oder Bruckner-Konzert üben auf ein (deutsches) Publikum eine gleicher maßen große Paszination aus. Beethoven scheint in der Publikumsgunst ganz oben zu stehen, selbst bei Werken, die immer wieder aufgeführt werden, für manche Menschen bis zum Überdruß. Aber eben für die meisten nicht. Mancherlei Untersuchung beschäftigt sich damit, dieses Phänomen Beethoven zu ergründen. Uns jedoch sollte es genügen, die Kraft seiner Musik zu erspüren und sich ihr zu ergeben. Wir alle können glücklich sein, daß es in unseren bewegten Zeiten etwas gibt und das in der Lage ist, viele Menschen gleichzeitig zu tragen. „Musik ist höhere Of fenbarung als alle Weisheit und Philoso phie“, hat Beethoven gemeint, „wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die andern schleppen.“ So steht neben dem Her zen auch der Sinn, neben der Emotion der Verstand. Die Sinfonie sollte „wirklich Ver änderungen in jedem Hörer hervorbringen“, notierte Beethoven in seinen Skizzen zur „Siebenten“, und „von Herzen - möge es wieder zum Herzen gehen“, schrieb er über die Partitur seiner „Missa solemnis“. So wie es seine Absicht war, seine damaligen Hörer zu berühren, zu treffen und zu bewe gen, sind wir es noch heute, die wir 200 Jahre später leben: berührt, getroffen und bewegt.