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Tragischem, Fröhliches traf auf Larmoyantes, eine zwielichtige Lustigkeit. Was war ernst gemeint, was sarkastisch? Marschartige Stel len erhielten starke Bedeutung, klangliche Härten lösten sich nicht erwartungsgemäß auf. Nein, das war nicht mehr die Musik sei ner Zeit. Das war zu neu, sehr ungewohnt. Daraus entwickelte sich Ablehnung, Gegner schaft, aber doch auch Zustimmung bei auf geschlossenen Hörern und wohlmeinenden Herzen. Lager bildeten sich rasch. Und doch dauerte es noch bis zur Mitte des 20. Jahr hunderts, ehe seine Werke sich wirklich durch setzen konnten und Mahler in seiner Bedeu tung, seiner Größe und seiner Einmaligkeit erkannt wurde. Er war der große Sänger der Sehnsucht, ei ner, der immer auf der Suche war, nach Lie be, nach Schönheit, nach Ebenmaß um der künstlerischen Vollkommenheit wegen: Gu stav Mahler, der Schöpfer von neun Sinfoni en, die zum Teil alle früheren Maße spren gen und Klangmassen von unerhörtem Aus maße erfordern. Und je mehr er suchte, desto mehr stieß er an Grenzen. Seine Sucht nach Perfektion war fast krankhaft, sein Streben nach Vollendung selbstzerstörerisch. So steht er in seinen Werken vor uns, lange Zeit abgelehnt, immer noch umstritten, aber dann doch von vielen Menschen zu einem Meister erklärt. Er ist einer jener Künstler, denen gegenüber es keine Gleichgültigkeit geben kann. „Man ist ihm entweder verfal len schreibt Kurt Pahlen, „man leidet sei ne Leiden, kämpft seinen Kampf, versteht seine Einsamkeit, liebt seine unstillbare Me lancholie, die im Irdischen Erlösung suchen will, aber immer zurückgeworfen wird -, oder man lehnt ihn ab, findet ihn .verstie gen“, maßlos, übertrieben, hysterisch“. Sich in der musikalischen Sprache auszudrücken,