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geb. 7.7.1860 in Kalist/Böbmen; gest. 18.5.1911 in Wien Studium an der Universität Wien (Geschichte, Philosophie, Musikgeschichte), am Wiener Konservatorium (bei R. Fuchs, R. Epstein, E Krenn) und privat bei A. Bruckner seit 1880 verschiedene Kapellmeisterposten (Bad Hall, Laibach, Olmütz, Wien, Kassel, Prag, Leipzig) 1888 Opemdirektor in Budapest 1891 Erster Kapell meister in Hamburg (Stadttheater) 1897 - 1907 Kapell meister und Hofopem- direktor in Wien 1907 Dirigent an der Metropolitan Opera New York 1909 Leiter der neugegründeten New Yorker Philharmonie Society 1911 Erkrankung und Rückkehr nach Wien So wird Mahlers Musik gern als ein Verbin dungsglied zwischen einer vergangenen und einer neuen Zeit angesehen, der Zeitenwen de zum 20. Jahrhundert. Sie greift vor, ist aber, trotz aller Modernismen, aus den Hör gewohnheiten des 19. Jahrhunderts ent standen. Dennoch aber ist sie für eine neue Zeit bestimmt. Sie konnte aber während des Lebens ihres Schöpfers nur als Saat aufge hen. Wachsen und reifen durfte sie erst viel später, als Andere, Nachgeborene dabei wa ren, eine so ganz andersartige Musik zu schreiben, als die Tonalität sich aufzulösen begann und alte musikalische Gesetze nicht mehr zu gelten schienen. Danach versuchte man - zögerlich erst, später stärker - all mählich zu begreifen, welch großartige Schöpfungen dieser Komponist uns hinter lassen hat. Dnd das dauerte aus mancherlei Gründen lange, sehr lange. Während seines Lebens war der Komponist auf großen Widerstand gegen sein Werk ge stoßen. Immer wieder hätte er schier ver zweifeln können. Seine Musik wurde als neu empfunden, tönte nicht in gewohnten Bah nen. Das wollten viele Hörer in Mahlers Zeit einfach nicht dulden. Sie wich von den alten Standards ab. Mahler schuf viele neue. Seine Musik ist von solch hoher Expressivität und Intensität, daß sie zu verschrecken vermoch te. Sie war einfach anders, nicht mehr nur klangschön, ausgewogen und erhaben, nicht nur fröhlich oder traurig, nicht eindeutig verständlich. Nein, sie machte nachdenklich, stumm, beunruhigte das Gemüt. Sie wirkte herb, manchmal hart und laut, polternd, ge legentlich allerdings auch verklärt und ge sanglich, in wunderschönen Melodien. Ver schmitzte Ironie war herauszuhören, ebenso auch Trauer oder Sentimentalität, nicht im mer genau deutbar. Triviales stand neben