ihm liebgewordene Umgebung für immer verlassen zu müssen. Im August 1858 ging er selbst nach Italien und schickte seine Frau zurück nach Deutschland. Bis zur vollständigen Fertigstellung des großen Werkes verging noch eine längere Zeit. Doch am 6. August 1859 war der „Tri stan“ dann endlich vollendet, konnte aber erst wegen mancherlei Schwierigkeiten, nicht zuletzt auch aufführungstechnischer, am 10. Juni 1865 bei König Ludwig 11., dem sehr jungen, aber äußerst kapriziösen Förde rer Wagners, in München uraufgeführt wer den. Innerlich hatte der Komponist sich längst schon einer neuen Muse zugewendet, Cosima, der Frau seines jüngeren Freundes Hans von Bülow. Er heiratete sie später. De ren damaliger Gatte - Bülow - aber war der Dirigent der Uraufführung. Außer „Tristan und Isolde“, dem künstleri schen Produkt aus dieser unerfüllten Liebe und aus der bewußten Entsagung beider Liebenden, entstand noch ein weiteres Kunstwerk, gewissermaßen als eine zufällig entstandene Vorübung auf das großange legte Bühnenwerk, die Vertonung von fünf Gedichten, die Mathilde Wesendonck verfer tigt und ihm in liebender Verehrung zuge spielt hatte, später landläufig als die Wesen- donck-Lieder bekannt. Diese Vertonungen entstanden nicht alle gleichzeitig, sondern zwischen Dezember 1857 und Mai 1858 als klavierbegleitete Lie der. Die „Träume“ allerdings erhielten eine eigene Bedeutung dadurch, als Wagner sie eigens für ein Ständchen zu Mathildes Ge burtstag (23. Dezember) in einer Fassung für Solovioline und Orchester geschaffen und in Abwesenheit des Hausherrn im Vestibül der Aus Wagners Ab schiedsbrief an Mathilde vom 6. August 1858: „Die ungeheuren Kämpfe, die wir be standen, wie könnten sie enden, als mit dem Siege über jedes Wünschen und Begeh ren? Wussten wir nicht in den wärmsten Augenblicken der Annäherung, dass diess unser Ziel sei? ... Lass’ uns diesem schönen Tode weihen, der all’ unser Sehnen und Begehren birgt und stillt! Lass’ uns selig dahinsterben, mit ruhig verklärtem Blick, und dem heiligen Lächeln schoener Ueberwindung! Und - keiner soll dann verlieren, wenn wir — siegen! Leb’ wohl, mein lieber, heiliger Engel!“ Aufführungsdauer: ca. 20 Minuten