Ventil, in eine künstlerische Form zu gießen, was ihn so tief bewegte. Er ließ Jung-Sieg fried, der „dem fortflatternden Waldvogel nachgelaufen“ war, im August 1857 einfach unter einem Baume sitzen, „so daß ich mei nen Helden jetzt auf ganz gutem Wege weiß“ und beschäftigte sich fortan aus schließlich mit einem Stoff, der schon längst in ihm gärte, mit „Tristan und Isolde“, einer Geschichte von Liebe und Liebestod, von Leidenschaft und Betrug und selbstloser Aufopferung. Wagner zeigte auf - wie im mer, auch jetzt wieder als sein eigener Dich ter -, daß die Erfüllung irdischen Daseins, wahre Liebe also, mit dem Verlust irdischen Daseins, dem Tod, erkauft werden muß. Die Liebesbeziehung zu Mathilde Wesendonck war ihm denn auch der eigentliche Antrieb, „diesem schönsten aller Träume noch ein Denkmal zu setzen“. In seinem schweizerischen Asyl bei Wesen- doncks kam er nicht sehr weit mit dem neu en Werk. Seine Frau hatte im April 1858 ei nen Brief Wagners - die sogenannte „Mor genbeichte“ - an Mathilde abgepaßt, von dem sie glaubte, eindeutige Beweise für Un treue in Händen zu halten und reagierte ab solut hysterisch. Das Verhängnis wirkte sich nach allen Seiten aus: Die Beziehung zur ge liebten Frau und Muse war öffentlich ge worden und dadurch verdorben. Das freund schaftlich-nachbarliche Verhältnis zum rei chen und gönnerhaft-großmütigen Otto Wesendonck war empfindlich gestört, finan zielle Rücksichtnahme auf Wagners immer fort leeren Geldbeutel damit auch sicherlich beendet. Minnas nicht unbegründete, wenn auch krankhaft-übersteigerte Eifersucht hat es schließlich vermocht, alles zu zertrüm mern, so daß Wagner trotz aller Erklärungs und Beschwichtigungsversuche glaubte, die