Neu ist, daß alle Sätze dieser Sinfonie naht los aufeinander folgen. Mendelssohn mein te, er müsse die „stimmungsmordenden“ Pausen abschaffen. „Das ist jetzt ein Steckenpferd, auf dem ich viel herumreite.“ Das verstärkt die Kontrastwirkung der Ein zelteile und gibt dem Ganzen einen beson deren Zusammenhalt. Mehr aber noch da durch, als der Komponist auch thematische Bezüge hergestellt hat, eine variantenreiche Brücke über alle Sätze hinweg. Die leidenschaftlichen Ausbrüche und die düstere Erregtheit, die aus diesem Werk sprechen, sind nicht allein aus der schotti schen Natur geflossen. Sie sind durchaus auch psychologisch motiviert und zeigen die derzeit etwas gebrochene Stimmungslage des Komponisten, Abbild einer mutmaßlich ersten Schaffenskrise des Zwanzigjährigen. So griff Mendelssohn - möglicherweise an fangs unbewußt - auf die romantische Idee zurück, ein bandschaftsbild als Seelengemäl de auszugeben. Das jedoch war für einen Komponisten eine schwierige Angelegenheit. Er mußte sich der Aufgabe einer Doppeldeu tung stellen: ein optisches Bild in Klänge verwandeln und dahinein menschliche Be findlichkeiten transportieren, die zudem von Hörern auch verstanden werden sollten. Wie schon gesagt, Mendelssohn Bartholdy benötigte zwölf Jahre dazu. Später haben andere Komponisten so etwas immer wieder versucht, Mahler z. B. und mit großem Er folg Richard Strauss.