generationen haben sich auf ihn berufen und sind seinen Spuren gefolgt. Nicht gleich, versteht sich, denn auch die Bachsche Musik hatte sich erst einmal für die eigenen Zeitgenossen, vor allem aber für die Später geborenen überlebt. Sie wurde durch neue Entwicklungen beiseite geschoben, vollstän dig verdrängt. Selbst die Söhne, vom Vater ausgebildet, in seinem Geiste erzogen, mit seiner Musik gespeist, fanden rasch neue Bahnen und begannen, sich in anderen, völ lig neuartig wirkenden Harmonien zu erge hen. Sie hatten einfach begonnen, eine an dere musikalische Sprache zu sprechen. Sie gingen ihrer Wege in Richtung einer neuen, eher empfindsamen Musik, die übrigens den jungen Mozart sehr tief beeindruckt hat. Va ter Bach mußte schließlich seinen Söhnen wie ein unverständliches und womöglich unnützes Überbleibsel aus einer längst ver gangenen Musikepoche vorkommen. Er wurde von ihnen glattweg als „alte Perücke“ bezeichnet. So ist es nicht verwunderlich, daß es um Bachs Musik nach dessen Tode recht still wurde und sogar seine berühmte sten Kantaten und Passionen nicht einmal mehr in Leipzig ein Aufführungschance be kamen. Und so ist es zu verstehen, daß es wie eine Entdeckung gefeiert wurde, als die ersten Druckausgaben von Bachs Klavierwerke 50 Jahre nach dessem Ableben erschienen. Beethoven z. B. war begeistert und übte sich plötzlich darin, Fugen zu schreiben. Mit Mendelssohns Aufführung der „Matthäus- passion“ 1829 setzte eine erste Bachrenais sance ein. Beispielsweise fanden Komponi sten wieder Gefallen daran, Kantaten und Oratorien zu schreiben. Aber erst mit dem Beginn einer wissenschaftlichen Auseinan dersetzung zu Bachs Schaffen, d. h. mit der Für das geringe Interes se an der Musik Bachs nach dem Tode des Altmeisters ist bezeich nend, daß selbst der einstige Bach-Adlatus, Johann Friedrich Doles, ein späterer Nachfolger im Kontorenamt, mit seinen Thomanern nur noch einige Motetten im Repertoire hatte, als Mozart 1789 Leipzig besuchte und Bach musik hören wollte. Wi