Bach stünde am Ende einer langen künstle risch-musikalischen Entwicklung, meinte Schweitzer. Er wäre der Vollender von all dem, was Generationen vor ihm begonnen hatten, eine Universalpersönlichkeit. Man denke an das Kirchenlied, den Choral. Bach hat es zu einer Kunstform erhoben, die ihresgleichen noch nicht hatte, gleichsam ein Fundament seines Werkes. „Aus der Mo tette wird unter dem Einfluß der italieni schen und französischen Instrumentalmusik die Kantate. Von Schütz an, ein ganzes Jahrhundert lang, ringt das geistliche Kon zert um seinen Platz und seine Freiheit in der Kirche. Man fühlt, wie diese Musik den gottesdienstlichen Boden unter den Füßen verliert. Sie drängt immer mehr aus dem Rahmen des Kultus heraus, indem sie ein selbständiges religiöses Drama sein will und in der Form die Ähnlichkeit mit der Oper er strebt. Das Oratorium bereitet sich vor. In dieser Zeit tritt Bach auf und schafft die bleibende Kantate. Ein Menschenalter nach her wäre es zu spät gewesen ... Am Ende des 17. Jahrhunderts begehrt das musikalische Passionsdrama Einlaß in die Kirche. Der Streit entbrennt für und wider. Bach setzt ihm ein Ende, indem er zwei Passionen schreibt, welche textlich und formell von den typischen Schöpfungen jener Zeit ganz abhängig sind. Die aber der Geist, der darin lebt, verklärt und aus der Vergänglichkeit zur Unvergänglichkeit erhoben hat. So ist Bach ein Ende. Es geht nichts von ihm aus; alles führt nur auf ihn hin.“ Und doch ging viel von ihm aus, sagen wir heute. Wir bewerten natürlich inzwischen anders und fühlen uns angehalten, sein Er be nicht nur zu hüten, sondern auf ihm auf zubauen. So war denn Bach auch ein An fang, und viele nachfolgende Komponisten-