Bach und ... Thema der Zyklus-Konzerte Wie in manchen Programmen unserer dies jährigen Zyklus-Konzerte erhält ein Bach- Werk seinen angestammten Platz. Wir lassen es jedoch nicht dabei bewenden, sondern wagen den Sprung zu einer anderen Kom ponistengeneration, die - meilenweit von Bach entfernt - kaum noch mit seinem Werk in Beziehung zu bringen ist. In solchem Kontext läßt sich feststellen, daß die Musik über alle Zeiten hinweg aus sehr ähnlichen Wurzeln zehrt. Gemeint ist damit die Musik des Volkes, ein naturgewachsenes, unver fälschtes Gut, das sich allmählich entwickelt und auch in späteren Generationen erhalten hat. Bach kannte solche Weisen aus seiner Umgebung und benutzte sie ohne alle Um schweife. Doch zu Zeiten eines erwachenden Natio nalgefühls im 19. Jahrhundert erkannten ei nige Komponisten, so Tschaikowski, Dvorak und Grieg in den Volksgesängen ihrer Hei mat die Grundlage für eine eigenständige Nationalmusik. Sie sahen darin auch eine Möglichkeit, sich von fremdartig wirkenden musikalischen Traditionen Westeuropas zu lö sen. Aber erst Bartök und Kodäly begannen, Volkslieder und -tänze systematisch zu sam meln, das Idiom dieser Musik zu ergründen und es in eigenen Werken nachzugestalten. So hielt es auch Vaughan Williams mit dem Liedgut seiner Heimat und ergänzte es durch eine intensive Beschäftigung mit der boden ständigen geistlichen Musik des 16. Jahr hunderts. Diese Rückbesinnung auf lan destypische musikalische Traditionen fand einen deutlichen Niederschlag in seiner tief im Religiösen verwurzelten 5. Sinfonie.