dem Boden, es rieselt silbern der kühle Bach, und vom Meeresgründe auf schäumender Woge wälzt sich Leviathan empor.“ Gleich danach - 1799/1801 - hatte Haydn in den „Jahreszeiten“ seine Fertigkeit, mit tonmale rischen Elementen umzugehen, noch erwei tert. Beethoven kannte das alles und be lächelte solche Versuche wegen ihrer Direktheit und Naivität. Er jedenfalls wollte einen Schritt weitergehen. Sein Werk sollte nicht die reale Welt musikalisch abbilden, sondern einen geistigen Prozeß zeigen und eine philoso phisch-ethisch-moralische Deutung erfahren. Seine Kunst sollte für mitdenkende Menschen gemacht sein, aber nicht allein, um ihnen zu gefallen, nicht für ein weichliches Genießen, ein gemächliches Ausruhen oder ein üppiges Sichgehenlassen. Für Beethoven galt ganz selbstverständlich das altgriechische Ideal der Läuterung. Er wollte die Menschen durch Ge fühl und Vernunft einer höheren Bestimmung zuführen. Seine Musik sollte sich an innerlich freie Menschen richten, an Menschen, die sich selbst befreien und siegreich den Wider wärtigkeiten des Lebens trotzen, sich aus dem Elend erheben können und anderen als Beispiel dienen. So wurde es Beethovens Thema, seine „Hel den“ durch Nacht zum Licht zu führen, dem Schicksal in den Rachen zu greifen und kraftvoll das eigene Leben zu bestimmen. Beethoven sah sich selbst, spiegelte sich in seinem eigenen Gottesbild, dem Wesen des Göttlichen, das im Menschen verankert ist. Und so sah er auch Napoleon Bonaparte. Ihm wollte er ein tönendes Denkmal setzen. „Keine andere Gestalt beherrschte in jenen Jahrzehnten so sehr das Denken und die Phantasie ganz Europas. Geliebt oder ge haßt, vergöttert oder verachtet, ersehnt oder gefürchtet: Der kleine Korse drückte seiner Wir dürfen nicht in den Fehler verfallen zu glauben, daß Beethoven wirklich minutiös malen, realistisch erzählen wollte. Das Thema war der „Held in einer ihn bedrohenden Umwelt“, mehr nicht. Erst viel später, in nachbeetho- venscher Zeit, entstand der Gedanke einer Sin fonischen Dichtung.