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se wiederholt. Welch tödlichen Angriffen es von Seiten der alten Tonsetzer ausgesetzt gewesen, bedarf wohl keiner auf Zeugnisse gestützten Versicherung.“ Man bedenke, daß z. B. diese Sinfonie im Prager Konservatorium „als das am meisten ,sittenverderbende‘ Werk von Beethoven verpönt“ war, wie Schindler zu berichten wußte und „wegen der vielen für die damalige Organisation der Ohren grel len Dissonanzen ... in der Schar der Gegner besonderen Anstoß erregt hatte“. Natürlich sehen wir dies heute völlig anders, ausge stattet mit Hörgewohnheiten, die damalige Musikfreunde noch gar nicht haben konn ten. Wir Heutigen sind beglückt über alle Beethovenwerke, auch solche, die in ihrer Tonsprache sogar die „Eroica“ hinter sich zu lassen scheinen, wie seine „Fünfte“, auf alle Fälle aber seine „Neunte“. Die 3. Sinfonie entstand in den Jahren zwi schen 1802 und 1804 und umfaßt damit vom ersten skizzierten Gedanken bis zur Fertig stellung der Kompositionspartitur eine Zeit spanne von rund zwei Jahren. Das ist ein für damalige Verhältnisse ungewöhnlich langer Zeitraum, nicht nur verglichen mit der Schaf fensweise Haydns und Mozarts, sondern auch mit den früheren Kompositionen Beethovens selbst. Er schrieb niemals mit leichter Hand, niemals in kürzester Zeit. Immer schon war es ernsthaftes Bemühen, ein Ringen um Pro portion und Maß, um Melodie und Rhyth mus. Viele Skizzenbücher sind uns überliefert, die aufzeigen, wie sein Geist entwarf, formte, aufgriff oder verwarf und die uns das ei gentliche Geheimnis entdecken, das schöp ferische Bemühen um das Werden eines Werkes. Doch diese Erkenntnis bleibt für uns nur ein Kratzen an der Oberfläche, läßt uns bestenfalls Einblick in die Werkstatt nehmen, Technisches erkennen. Der göttliche Funke Franz Joseph Max, Fürst von Lobkowitz (1772-1816), Freund Beethovens und Widmungsträger der „Eroica“