der Wiener Klassik. Hinzu kommen seine ganz persönliche Kunstfertigkeit und seine ge nialen Einfälle. Z. B. berührt uns, die wir al lerlei Überraschungen gewöhnt sein dürften, noch heute der Beginn des Werkes (Vorstel lung des Chaos): wie Haydn hier das Chaos als Abwesenheit jener ordnenden Gesetze in Musik abbildet. Von einer unbeschreiblichen Wirkung ist auch, wie sich aus dem nacht schwarzen c-Moll bei den Worten „... und es ward Licht“ ein strahlendes C-Dur ergießt. Das ist unmittelbar frappant, kaum in Worte zu fassen und greift weit in die musikalische Welt der Romantik vor. Dem zweiten Teil ge ben vor allem die zahlreichen tonmalerischen Elemente bei der Schilderung der Tierwelt sei ne ganz eigene Tönung. Diese Tonmalereien ahmen dabei nicht nur hörbare Naturphäno mene nach, sondern bringen alle unsere Sinne in Schwingung, in schönste Regungen und ge mütvolle Beschaulichkeit. Wir fühlen den Früh ling, atmen die frische Luft, sehen den kristall klaren Bach. Dieses Werk hat Musikgeschichte gemacht, hat ebenso auf zahlreiche Komponisten des 19. Jahrhunderts nachgewirkt, wie Händels Oratorien auf Haydn. „Die Schöpfung“ wurde gleichsam Modell für künftige Generationen und führte zur Bildung der Laienchorkultur jener Zeit mit ihren großen Musikfesten und riesigen Aufführungsbesetzungen. Viele Arien drangen in die Hausmusik ein und wurden dort eher gesungen als die romantischen Lie der der Zeit. So nimmt es kaum wunder, daß gerade dieses Oratorium bis auf den heutigen Tag an Beliebtheit nicht nachgelassen hat und immer sein interessiertes Publikum findet.