Der Inhalt des Werkes ist schnell umrissen: Das Textbuch erzählt von der Erschaffung der Welt. Van Swietens Libretto verknüpft die Prosatexte der sechstägigen biblischen Schöp fungsgeschichte nach dem ersten Buch Mose mit kommentierenden und lobpreisenden freien Auszügen aus Miltons Dichtung. Die Handlung ist dreigeteilt, ganz dem Händel- schen Modell folgend. Im 1. Teil werden die ersten vier Tage der Schöpfungsgeschichte ge schildert: die Erschaffung der Erde, der Pflan zen und des Firmaments; der 2. Teil behandelt die beiden folgenden Tage, die Entstehung der Geschöpfe, von der Tierwelt bis zum Men schen, und im 3. Teil stellt sich uns das Leben des ersten Menschenpaares (Adam und Eva) dar, gipfelnd in zwei großen Lob- und Dankes- chören. Der Textdichter zitiert für jeden Tag den biblischen Bericht (Rezitative), malt ihn in Versen (Arien) aus und schließt, außer nach dem ersten Tag, mit einem Lobpreis Gottes (Chöre). Jede einzelne Nummer ist ganz den Erforder nissen des Textes entsprechend entworfen und nicht in das starre Formschema alter barok- ker Arbeiten gezwängt. Die Handlung bleibt nie in langen Reflexionen stehen, wie so oft in älteren Oratorien. Die Arien sind meist in liedhaftem Ton gehalten, also in vertraut er scheinender Melodie damaliger und auch heutiger Hörer. Die Chöre haben jene Erha benheit, wie sie bereits Händel zur Vollen dung gebracht hat und sind doch wiederum neu in Klang und Farbe. Haydns Musik kommt aus einer neuen Zeit, einer neuen Klang- und Formensprache. In diesem Werk doku mentiert der Komponist die Summe seiner le benslangen Erfahrung in schöpferischer Arbeit, bildet geradezu eine Synthese aus barocker Tradition der Kontrapunktik, dem vokalen Er be der Italiener und dem instrumentalen Satz