meint dazu: „Das Vergnügen an unerwarte ten Wendungen, häkligen Rhythmen und bewußt hervorgerufenen musikalischen Un fällen {der mehrfach hinter der Oberstimme grotesk einherhinkende Baß!) verrät nicht nur Bachs Sinn für musikalischen Humor, sondern weist zugleich auf Scherzosätze späterer Jahrzehnte voraus. Damit bestätigt gerade dieser Satz, daß Bach sich nicht nur im über kommenen .französischen Geschmack“ auf sei ne Weise versucht hatte, sondern auch nach Kräften zur Weiterentwicklung beitrug.“ Der Lobgesang der Mariä aus dem Lukas- Evangelium gehört zu den meistvertonten Bibeltexten sowohl in deutscher als auch in lateinischer Sprache (Canticum Beatae Ma riae Virgine). Bach hat sich mit dem „Magni- ficat“ dreimal befaßt. So schrieb er in Weimar eine fünfstimmige Orgelfuge „Fuga sopra il Magnificat“ (BWV 733), in der er den zu die sem Text liturgisch gehörenden 9. Psalmton verarbeitete. In Leipzig entstanden später zwei weitere Werke, eines über den deutschen Text (ver schollen) und eines zum lateinischen. Dieses Magnificat über den Vulgata-Text (BWV I 243) gibt es in zwei Fassungen. Die erste in I Es-Dur wurde am 25. Dezember 1723 erst mals aufgeführt. Hier finden wir vier zusätz liche weihnachtliche Sätze eingeschoben, u. a. den Choral „Vom Himmel hoch“ und den Chor „Freuet euch und jubilieret“. Im Jahr 1730 erfolgte dann eine Neuschrift der Partitur. Bach transponierte das Werk einen halben Ton tiefer, also nach D-Dur, nahm ei nige melodisch-rhythmische Veränderungen und auch instrumentatorische Retuschen vor, z. B. bezog er jetzt zwei Flöten ein. Das Werk weist eine sehr genau geformte, zyklische Gesamtanlage auf, etwas, das wir „Ton“, in diesem Falle der sogenannte „Tonus peregrinus“, ist nicht ausschließlich als Tonart, sondern im alten Sinne auch als vorgegebene melodische Formel zu verstehen. Aufführungsdauer: ca. 30 Minuten