Volltext Seite (XML)
Motiv kann einen ganzen weit gespannten Komplex bedeuten. Hier bezeichnet die schö ne Melodie nicht nur die Liebe Siegmunds und Sieglindes, sondern auch die Qual, den Tod, die aus dieser Liebe stammen.) Der Mann erholt sich, fragt seine Wohltäte rin, wer sie sei. „Dies Haus und dies Weib sind Hundings eigen“, gibt sie zur Antwort, und es ist, als wäre in diesen Worten ihr Drama beschlossen. Sie bereitet dem Fremden einen Stärkungstrunk, während dieser von seinem unglücklichen Kampfe erzählt. Neuerlich steigt im Orchester das Liebesmotiv auf, wäh rend ihre Blicke mehrmals wie gebannt auf einander gerichtet bleiben. Doch der Krieger erhebt sich, will fortgehen, damit das Leid, das auf ihm laste, sich nicht auf die Frau und auf das Haus, in dem er Gastfreundschaft fand, übertrage. Doch Sieglinde ruft ihm er schüttert nach: „So bleibe hier! Nicht bringst du Unheil dahin, wo Unheil im Hause wohnt!“ Während sie sich stumm und wie von einem starken Zauber ergriffen anblicken, drückt das Orchester die Flut von Gefühlen aus, die in ihren Herzen toben. Hörner werden von fer ne hörbar; mit einem wuchtigen, sehr irdi schen, ja brutalen Motiv tritt Hunding ins Haus. Er legt die Waffen ab, bietet dem Fremden Gastfreundschaft und läßt Sieglinde das Mahl rüsten. Dabei beobachtet er mit steigendem Erstaunen die Ähnlichkeit des Unbekannten mit Sieglinde. Er befragt ihn, woher er komme, und der Fremdling erzählt seine Geschichte. Von Wolfe, dem Vater, von der Mutter und einer Zwillingsschwester, die mit ihm im Wal de aufwuchs, doch eines Tages geraubt wurde, während er mit dem Vater zum Jagen aus gezogen war, berichtet er. Dann entsinnt er sich der Jahre, in denen er mit dem Vater durch die Wälder strich und ihn schließlich